Notruf-App: Telekom-Patent für Millionen
Mit der App „nora“ können auch Hör- und Sprachbehinderte bundesweit einen Notruf an die nächstgelegene Leitstelle von Feuerwehr, Rettungsdienst oder Polizei senden. Die patentierte Idee kommt von der Telekom.
Mit nora lässt sich in Notsituationen ohne zu sprechen ein Notruf absetzen. Darin enthalten: Informationen wie persönliche Daten, der Ort und die Art des Notfalls. Das kann nicht nur für Hör- und Sprachbehinderte lebenswichtig sein. Alle, die zum Beispiel gerade Zeugin oder Zeuge eines Verbrechens werden, können so lautlos und unbemerkt Hilfe herbeirufen.
Als NRW-Innenminister Herbert Reul Ende September nora als die offizielle Notruf-App der Bundesländer auf einer Pressekonferenz vorstellte, war die Freude bei der Telekom groß. Denn dahinter steckt eines von über 8.600 Einzelpatenten des Konzerns. Die Telekom gehört zu den patentreichsten Unternehmen der europäischen Telekommunikationsbranche. Und immer wieder ruft der Arbeitgeber uns Mitarbeiter*innen dazu auf, weitere Ideen patentieren zu lassen. Das wird uns leicht gemacht. Denn es reicht eine neue technische Lösung mit ein paar verständlichen Sätzen und einer Skizze vorzustellen – alles weitere übernehmen Fachleute im Unternehmen und Patentanwälte.
Patentierte Lösung eines Mitarbeiters
Doch neu allein reicht nicht. Es gilt zu antizipieren, was die Menschen brauchen. Wie bei nora, worauf die Telekom besonders stolz ist. Hält sie doch das Patent an einem zentralen Aspekt dieser Lösung. Vorausschauend als solches angemeldet, ohne dass eine konkrete Entwicklung im Raum stand.
Wer sich am Tag der Pressekonferenz besonders freute, ist der Erfinder und ehemalige Kollege Gerhard Kramarz – von Kohout. Er hat sich lange für die Telekom um den Notruf gekümmert und schon an früheren beruflichen Stationen mit Technik und Sicherheit zu tun gehabt. Bereits 16 seiner Lösungen wurden patentiert, darunter die nun gestartete Notruflösung. Sein Patent hinter der nora-App trägt die Nummer EP2804407B1. Der recht technische Titel im Wortlaut:
„Verfahren und System zur Übertragung einer textbasierten Notrufnachricht mittels eines mobilen Telekommunikationsendgeräts und eines Mobilfunkkommunikationsnetzes, System, Computerprogramm und Computerprogrammprodukt.“
„Im Mobilfunk waren schon früh Dienste im Gespräch, die sich auf die Standorte ihrer Nutzerinnen und Nutzer bezogen. Nur die Lösung, eine Textnachricht mit standardisierten Notruf-Informationen an einen ‚klugen‘ Server zu schicken, war nicht dabei“, sagt der Erfinder. „Mir war klar, dass sowas für Hör- und Sprachbehinderte fehlte.“ Der Server ist hier entscheidend. Er muss wissen, welche Leitstelle zuständig ist und – wichtig für die Übermittlung – mit welchem Kommunikationsprofil sie arbeitet. Lizenznehmerin des Patentes ist die bevuta IT GmbH mit Sitz in Köln. Ihre Softwareentwickler*innen haben die nun angebotene nora-App und die zugehörige Infrastruktur, wie Server und die Software für die Leitstellen, aus der Taufe gehoben.
Mit der App starteten wieder Diskussionen. Warum werden Behörden-Apps wie die Corona-Warn-App, Nina für Katastrophenwarnungen und nun nora nicht zu einer App zusammengelegt, praktisch wie ein Schweizer Taschenmesser? Wie immer gibt es dazu auch Contra, etwa: Kleinere, separate Apps können jeweils bedarfsgerecht, unabhängig und damit schneller weiterentwickelt werden, ohne das sich über verschiedene Teams hinweg abgestimmt werden muss.
Gerhard Kramarz - von Kohout ist nun seit drei Jahren im Ruhestand. Die Lösungen rund um Technik und Sicherheit beschäftigen ihn indes weiter – als ausgewiesenen Experten für Themen der öffentlichen Sicherheit. Ich freue mich mit ihm. Schon 2017 sprachen wir für den Blog über das Notruf-Thema, just nachdem die Patentanmeldung erfolgreich war. Nun also die Fortsetzung.
Patente, Patente, Patente: Erfinderin gibt Tipps
Telekom-Mitarbeiterin Mari Melander liebt es, technische Probleme zu lösen. Mitunter verwandelt sie das in Patente. „Das geht ganz einfach“, sagt sie.