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Nadja Kirchhof

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Lichtverschmutzung – die Industrialisierung wirft lange Schatten

Die meisten von uns wissen, was Luft-, Wasser- oder Bodenverschmutzung ist. Allerdings denken wir nicht oft darüber nach, dass Licht ebenfalls ein ‚Verschmutzer‘ sein kann. Übermäßiger Einsatz von künstlichem Licht kann schwerwiegende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt haben.

 Werbetafeln am Times Square in New York, USA

Die Beleuchtung der Werbetafeln wie am Times Square in New York beeinflussen das Leben in der Umgebung unmittelbar.

Das Problem von zu viel Licht in unserer Umwelt ist ziemlich neu. Für Milliarden von Jahren hingen Licht und Dunkelheit auf der Erde ausschließlich von Sonne, Mond und Sternen ab. Der erste Einsatz von kontrollierter Beleuchtung erfolgte vor etwa einer Million Jahren, als die ersten Menschen Feuer anzündeten, um sich zu wärmen, zu kochen und vor wilden Tieren Schutz zu finden. Noch vor 100 Jahren wurde künstliches Licht kaum genutzt. Kerzen, oder auch Gas und Öl für Lampen waren teuer. In diesen Nächten konnte jeder, der aufblickte, einen wunderbaren Sternenhimmel sehen. Heute sehen viele Menschen auf der ganzen Welt keine Sterne mehr, weil ihre Umwelt mit Licht verschmutzt ist.

Wir ‚überleuchten‘ unsere Umgebung

Lichtverschmutzung ist ein Nebeneffekt der Industrialisierung. Die Erfindung der Elektrizität hat es uns leicht gemacht, fast überall Lichter anzubringen. Wir beleuchten Gebäude aller Art: sowohl Privathäuser als auch gewerbliche Objekte wie Büros oder Fabriken. Wir setzen künstliches Licht großzügig im Freien ein: Straßenbeleuchtung, beleuchtete Sportstätten oder Werbetafeln (siehe Times Square in New York!) sind nur einige Beispiele. Kurz gesagt, wir ‚überleuchten‘ unsere Umgebung.

Himmelsglühen – wenn die Nacht zum Tag wird 

Überbeleuchtung gibt es in vielen Formen. Die Bezeichnungen von Glare (Blendung), Clutter (Anhäufung) und Tresspass (Überschreitung) von Licht beschreiben eine übermäßige Helligkeit zu vieler Lichtquellen, die Licht erzeugen, wo es nicht beabsichtigt oder benötigt wird. Wir alle kennen das daraus resultierende Himmelsglühen - die Aufhellung des Nachthimmels - insbesondere in größeren Städten. Laut dem "Weltatlas der künstlichen Nachthimmelhelligkeit" leben 80 Prozent der Weltbevölkerung unter einem aufgehellten Nachthimmel. In den am stärksten industrialisierten Gebieten der Welt – den USA und Europa – können 99 Prozent der Bevölkerung keine natürliche Nacht erleben.

NASA Blue Marble Navigator

NASA Blue Marble Navigator

Beispiele von interaktiven Nacht-Landkarten:
cires.colorado.edu/artificial-sky
blue-marble.de/nightlights/2012

Die Konsequenzen von zu viel Licht

Die künstliche Beleuchtung hat so stark zugenommen, dass sie das natürliche Muster von Tag und Nacht auf der Erde stört. Diese Störung hat das empfindliche Gleichgewicht unserer Umwelt verändert. Und nun bekommen wir Menschen und auch die Tierwelt um uns herum die Nachteile zu spüren. So wird beispielsweise der natürliche Lebensraum vieler Tiere stark verändert. Viele Arten können nicht mehr wie früher fressen, schlafen oder sich vermehren. Auch bietet die fehlende Dunkelheit keinen Platz mehr, sich vor Raubtieren zu verstecken. Dies hat häufig negative, sogar tödliche Auswirkungen auf Tiere und auch auf Pflanzen. Lichtverschmutzung bedroht die Artenvielfalt.

Auswirkungen auf unsere Gesundheit

Die fehlende Dunkelheit in der Nacht kann sich auch negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Wir fluten unsere Umgebung nachts mit Licht, um uns sicherer zu fühlen. Außenbeleuchtung kann Kriminelle abschrecken oder auch dazu dienen, im Verkehr besser gesehen zu werden. Künstliches Licht in der Nacht kann aber unsere Gesundheit schädigen: Schlafstörungen, Stress, oder Depressionen sind mögliche Folgen.

Überbeleuchtung führt außerdem zu einem erhöhten Energieverbrauch. Ein Großteil der nachts verwendeten Außenbeleuchtung ist zu hell, nicht zielgerichtet und nicht ordnungsgemäß abgeschirmt. Eine solche Beleuchtung ist ineffizient und manchmal einfach unnötig, wodurch Energie und Geld verschwendet werden. Jedes Jahr werden Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, um künstliches Licht zu erzeugen. Millionen von Euro, Dollar oder Pfund werden unwirtschaftlich ausgegeben.

Mehr Bewusstsein und Handlungsbedarf

Die Lichtverschmutzung betrifft uns alle, genau wie viele der anderen Umweltprobleme zurzeit. Sie ist jedoch auch ein Problem, das leicht reversibel ist. Glücklicherweise rückt das Thema Lichtverschmutzung jedoch momentan sozusagen ins Rampenlicht. Viele von uns kümmern sich mittlerweile schon aktiv darum, künstliches Licht zu reduzieren. Privatpersonen können direkt zu Hause mit kleinen Änderungen an ihren allnächtlichen Routinen anfangen. Warum nicht das Licht im anderen Raum ausschalten, wenn es nicht benötigt wird? Wie wäre es, den Vorhang im Wohnzimmer zu ziehen, um zu verhindern, dass die Innenbeleuchtung ins Freie fällt? Wenn Sicherheit ein Problem darstellt, kann auch die Installation von Zeit- oder Bewegungsmeldern im Wohnbereich und die ordnungsgemäße Abschirmung von Außenleuchten hilfreich sein.

Intelligente Lösungen sind gefragt

Für Städte gibt es ebenfalls ein enormes Potenzial, den Einsatz von künstlichem Licht zu reduzieren. Ein guter Anfang ist die Planung und Installation intelligenter Lösungen für die Straßenbeleuchtung. Konventionelle Straßenbeleuchtung macht mehr als 40 Prozent des Energieverbrauchs der Städte aus. Durch den Einsatz einer intelligenten Beleuchtung können Stadtverwaltungen nicht nur die Lichtverschmutzung vermindern, sondern auch ihre Stromkosten um bis zu 70 Prozent senken. Die Deutsche Telekom kann bei der Planung und Umsetzung solcher Lösungen behilflich sein. Wir bieten intelligente Beleuchtungssysteme an, die je nach Jahreszeit und Tageszeit auf unterschiedliche Lichtstärken eingestellt werden können.

Ein wachsendes Problem

Viele Menschen wissen noch immer nicht genug über Lichtverschmutzung und die negativen Auswirkungen von künstlichem Licht in der Nacht. Es ist daher wichtig, dass wir auf dieses wachsende Problem aufmerksam machen. Mehr unserer Mitmenschen sollten über den Schutz unseres natürlichen Nachthimmels nachdenken und eventuelle Schritte dahingehend unternehmen. Ein erster Schritt wäre es, diesen Artikel zu teilen. Ein zweiter, zu prüfen, ob heute Abend wirklich das Licht in der Küche (oder anderswo) gebraucht wird!

Start des Forschungsprojektes MAAS und der ersten teleoperierten autonom fahrenden Straßenbahn in Darmstadt.

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Jens Mühlner

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