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Nicole Schmidt

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Cell Broadcast: Wie unser Handy zum Lebensretter wird

Fest installierte Sirenen für die Warnung der Bevölkerung vor drohenden Katastrophen sind seit langem bekannt. Doch inzwischen gibt es eine digitale Lösung, mit der das Handy in der Hosentasche zu einem mobilen Warnmelder wird. In unserem Digitalpolitik-Podcast sprechen wir dazu mit Hendrik Roggendorf vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Schnell und zuverlässig – das waren nach der Flutkatastrophe im Ahrtal die Bedingungen für den Ausbau des Bevölkerungs-Warnsystems in Deutschland. Dabei ist die Wahl u.a. auf Cell Broadcast gefallen. Dieser Dienst versendet Warnungen aufs Handy und ist bereits in anderen Ländern erprobt. Für Hendrik Roggendorf, Leiter des Referats „Warnung der Bevölkerung“ beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat der Warnkanal Cell Broadcast einen wichtigen Vorteil. „Über Cell Broadcast kann ich gewarnt werden, ohne dass ich selbst Einstellungen auf meinem Endgerät dafür vornehmen muss“, erklärt der Katastrophenschutz-Spezialist.

Alarm

Cell Broadcast: Wie unsere Handies zu Lebensrettern werden können. Zum Podcast

Funktioniert auf vielen Handys

Möglich wird das durch die Nutzung der Standardtechnologie des Mobilfunknetzes. Denn jedes Handy registriert sich für den Empfang automatisch in einer lokalen Funkzelle. Cell Broadcast ermöglicht nun den Behörden, allen Handynutzern, die sich gerade in den Funkzellen eines gefährdeten Gebiets aufhalten, eine Warnung zu schicken. Dies geschieht anonym, denn Informationen über Nutzer und Mobilfunknummern sind nicht nötig. „Das funktioniert auf allen dafür ertüchtigten Mobilfunkendgeräten. Auch auf ganz alten Modellen, die nur Sprache übermitteln können“, unterstreicht Hendrik Roggendorf einen weiteren Vorteil. Künftig ist Cell Broadcast ein weiteres wichtiges Warnmittel, das zusätzlich zu den schon etablierten Instrumenten wie Rundfunkwarnungen oder der Warn-App NINA zum Einsatz kommen wird. 

Blitzschnelles Blinken, Lärmen und Vibrieren

 sagt Katastrophenschutz-Experte Roggendorf.

„Wir brauchen Instrumente, mit denen wir die Menschen auf eine Warnung aufmerksam machen können“, sagt Katastrophenschutz-Experte Roggendorf. Für diese Art Weckfunktion ist Cell Broadcast gut geeignet.

Einsatzgründe gibt es dabei genug. Die häufigsten Gründe für Behördenwarnungen sind laut BBK Brände mit Rauchentwicklung, Kampfmittelfunde, Wetterfolgen oder auch Trinkwasserverunreinigungen. Wenn in diesen und anderen Fällen dann künftig per Cell Broadcast gewarnt wird, zieht das Handy alle Register, um die Aufmerksamkeit zu erregen. „Es wird ein blinkendes Display mit auffälliger Farbe und akustischem Warnton sein“, beschreibt Roggendorf. „Dazu kommt ein haptisches Signal, das Handy wird also vibrieren. Versendet wird auch eine kurze Textmeldung, die einen Link auf das Warnportal mit weiterführenden Informationen enthält.“ Weil bei drohenden Gefahren jede Sekunde kostbar sein kann, sind schnelle Warnungen nicht nur wichtig, sondern mitunter sogar lebenswichtig. Auch hier ist Cell Broadcast ein gutes Instrument, um sehr schnell sehr viele Menschen zu erreichen. Denn maximal 30 Sekunden vergehen vom Auslösen des Alarms bis zur Übertragung auf die Endgeräte in den Funkzellen des gefährdeten Gebiets.

Cell-Broadcasting

Cell-Broadcasting: So funktioniert das Warnsystem über das Mobilfunknetz. © DTAG

Start bis zum Frühjahr 2023

Damit dieser Warnkanal auch zuverlässig funktioniert, sind die Netzbetreiber schon mit den nötigen Vorarbeiten in ihren jeweiligen Netzen beschäftigt. Sind alle Hard- und Softwareanpassungen abgeschlossen, kann Cell Broadcast auch in Deutschland starten. „Das wird spätestens im Frühjahr 2023 der Fall sein“, skizziert Experte Roggendorf den weiteren Zeitplan. „Aber es ist erklärter Wille aller Beteiligten, das deutlich schneller hinzukriegen. Denn jeder Tag, an dem das System früher läuft, ist ein Gewinn.“ Und mindestens bis dahin empfiehlt sich auch weiterhin die NINA-App des BBK als Grundausstattung auf den Handies.

Einen ersten Test des Cell Broadcast-Systems soll es rund um den bundesweiten Warntag im September geben.

Dachterrasse und Kuppel des Reichstags in Berlin.

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