"Bleib menschlich": Streifzug über die Digital X
„Be digital. Stay human.“ – Wo sich das Motto eines Events mit 50.000 Menschen auch im vermeintlich Kleinen widerspiegelt, zeigt ein Sich-treiben-lassen über die Digital X. Einblicke abseits von Rampenlicht, Promis, Stars und Co auf der "Weltausstellung der Digitalisierung" in Köln.
Die Sorge, etwas zu verpassen, kurz „Fomo“ (Fear of missing out) … ja, die ist mit dabei an diesem Septembertag in Köln. Bei einem Event mit 300 Ausstellenden, Partner der Telekom ebenso wie Startups, bleibt sie nicht aus. Dazu ein volles Bühnenprogramm mit Promis von Abbas Björn Ulvaeus über Amy Webb bis – Kreischalarm – George Clooney.
Ich löse mich von "Fomo". Überlasse die großen Highlights den medialen Größen. Ich will mich treiben lassen durch die Viertel, in denen sich die Digital X für zwei Tage ausbreitet: in Kneipen und Restaurants, auf Plätzen genauso wie im Park. Ich halte Ausschau nach kleinen, feinen Beispielen für „Be digital. Stay human.“ Denn das Motto erscheint auch mir persönlich wichtig beim Thema „Digitalisierung“.
„Wollen den Sternenhimmel wieder sichtbar machen“
Und ich werde bald fündig beim Start-up Lichtwart. Mit seiner faustgroßen Hardware passen sich alle möglichen Leuchten an die Lichtverhältnisse an: „So, wie dein Smartphone in der Nacht“, verdeutlicht mir Gründer Johannes Mailänder. Egal, ob es um Leuchtreklamen geht oder um das Licht in Toilettenhäuschen auf den Autobahnen. Also weniger Lichtsmog, der den Blick auf die Sterne trübt, so die Vision: „Wir wollen den Sternenhimmel wieder sichtbar machen“, sagt Mailänder. Hand aufs Herz, liebe Städterinnen und Städter: Wann habt ihr den Großen Wagen zuletzt gesehen?
Mit der Internet-der-Dinge-Lösung von Lichtwart und der Telekom lassen sich Lichtanlagen auch aus der Ferne überwachen – über die Cloud von allen möglichen Geräten aus. Fällt etwa ein Buchstabe einer Leuchtreklame aus, bekommen die Techniker*innen die Details zur Störung mit und müssen für ihre Diagnosen weniger hin und her fahren. Ich muss schmunzeln: Bis 2008 hießen unsere Telekom Shops noch „T-Punkte“. Auf dem leuchtenden Schriftzug eines Shops fiel damals der letzte Buchstabe aus: Ein „T-Punk“ strahlte in die Nacht, und ein Foto davon ging viral. Nur ein Beispiel. Und dazu ein noch recht harmloses. Es zeigt, aber, wie wichtig es ist, dass die Schriftzüge funktionieren. Kurzum: Kosten senken, Umwelt schonen, Marke schützen – so lässt sich Lichtwart auf den Punkt bringen. Ich denke an den Sternenhimmel für die Menschen, an die Natur, an beruhigte Finanzbereiche und Chefetagen. Und an die Techniker*innen, die gut informiert besser reparieren können.
Partner für Unternehmensnetze
Technik-Fachleute, denen die Digitalisierung den Job erleichtert - das bringt mich auf meinen Kollegen Sebastian Ehrhardt vom Service. Ich weiß, dass er auf der Digital X am Stand des Telekom Partners Cisco mitarbeitet – und ich bahne mir den Weg dorthin. Sebastian hat eine App für unseren technischen Außendienst entwickelt. Die Telekom nimmt damit neue Filialen und Standorte von Geschäftskunden schneller in Betrieb: Kassensysteme, Rechner, Server und mehr … Die App bringt Netz-Informationen dorthin, wo sie dringend gebraucht werden: zu denen, die solche neuen Standorte mit aufbauen. Sebastian arbeitet in einem Team, das „Full Managed Services“ für die IT- und Telekommunikationsnetzwerke unserer Unternehmenskunden anbietet. Die Telekom übernimmt den kompletten Netzwerk-Betrieb für den Kunden. Wie zum Beispiel die Cisco Meraki-Lösung. Als Cloudlösung bietet Meraki Schnittstellen (APIs), über die die nötigen Informationen also nun per App auch zum Außendienst fließen können. Bei Cisco ist mächtig was los. Sebastian sehe ich von weitem in Kundengesprächen, beim Präsentieren. Ich störe ihn hierbei lieber nicht – und freue mich mit über den Andrang und das Interesse an „Konnektivität“.
Auf Tuchfühlung mit den Roboterhunden
Interesse auch für Roboter: Sie halten Einzug in unser Leben, etwa als Servierer in der Gastronomie. Auf der Digital X zieht mich lautes Getrampel in einem Zelt an. Neugierige stehen am Eingang, aber nicht alle treten ein. Drinnen laufen zwei Roboterhunde wie wild herum.
Wer sich hineinwagt, merkt, dass sie den Menschen nie zu nahe kommen. Eine Besucherin spricht mit ihnen wie mit echten Hunden … Hinter diesem Exponat stehen Andrea Anner und Thibault Brevet, beide Absolventen der Schweizer Kunsthochschule ECAL. Sie forschen über die Interaktion zwischen Mensch und Maschine, gerade außerhalb von Fabrikhallen. Neben dem Zelt mit den „Hunden“ sehe ich Roboterarme, die riesige Seifenblasen produzieren. Und daneben laden zwei stählerne Arme mit einer Schnur zum „Seilchenspringen“ ein. Viele machen mit. Ein Blickfang allemal, diese Roboter. Mir gefällt der Wille, früh auszuloten, wie wir Menschen mit den Maschinen zusammenleben werden. (Übrigens: Viele Infos über Roboterhunde gibt es im Netzgeschichten-Video.)
Neues für die ersten Tage im neuen Job
Wieder fällt mir im Vorbeigehen ein Start-up ins Auge: Equipme liefert Unternehmen eine Web-App, über die sich IT, Software, Büromöbel und mehr bestellen lassen – je nachdem, was der Arbeitgeber anbieten möchte. Denkbar also auch virtuelle Yoga-Kurse, Obstkörbe, und, und, und …
Das Portal soll auch den Start neuer Mitarbeitender erleichtern und ihnen entgegenkommen. „Das bindet sie sofort enger ans Unternehmen“, sagt Hanna Bartolomä von Equipme. Im Wettlauf um die besten Talente sei das nicht zu unterschätzen.
Mich spricht die digitale Vernetzerrolle an, die das Start-up hier offenbar spielt. Genauso wie sein enger Draht zu Unternehmen und Berufstätigen - und das Verständnis für einen Zeitpunkt, mit dem viele ihre eigenen, intensiven Erfahrungen machen: die ersten Tage im neuen Job.
Technologie für Menschen: Interne Bewegung schwappt nach "draußen"
Szenenwechsel. Weg vom geschäftigen Treiben draußen, rein in einen Workshopraum am Kölner Mediapark. Unser Team der „Human-centered Technology-Bewegung“ hatte Digital-X-Besucher*innen eingeladen, diese Frage zu diskutieren: „Menschliche Werte in der Digitalen Geschäftswelt – brauchen wir das oder kann das weg“? Darum geht es der Bewegung: Technologie darf nie Selbstzweck sein, sondern soll stets den Menschen nutzen und niemals schaden. Das sollte demnach schon bei frühen Entwicklungen mitgedacht werden. Negativ-Beispiele: Social Media – einst mit guten Absichten gestartet, zeigen die Plattformen längst hässliche Fratzen. Künstliche Intelligenz liefert das Werkzeug für den Enkeltrick 2.0, indem sich Stimmen und auch Videos von Personen einfach faken lassen. Und, und, und ... Was können wir, gerade in Europa, tun, damit unsere Werte angesichts entfesselter Technologien nicht den Bach runtergehen?
Der Workshopraum ist ausgebucht. Das Thema, das irre Tempo der Entwicklungen, bewegt viele. Einige berichten davon, dass doch jede Orientierung im Umgang mit den neuen Technologien fehle - beruflich wie privat. Dass die Gefahren unterschätzt würden. Ich denke an den Autor Ferdinand von Schirach in einem Telekom-Talk mit Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie & Innovation. Wie vehement er angesichts der digitalen Entwicklungen neue Grundrechte wie das der Digitalen Selbstbestimmung fordert. Wie sehr mich das beeindruckt hat. Es freut mich, dass der vor einem Jahr von der Human-centered Technology-Bewegung gestartete Dialog innerhalb der Telekom nun seinen Weg nach außen findet. Und wie schön: Einige Teilnehmende ließen ihre E-Mail-Adressen da, um künftig weiter mitzudiskutieren. Zum Beispiel beim Barcamp der Telekom im nächsten Jahr. Das Datum steht schon fest: der 29. Mai 2024. Hashtag: #humancenteredtechnology
Gegen "Fast Fashion"
Wieder draußen im Freien, erdet mich am Ende des Tages eines der Start-ups: MOOT aus Berlin stellt Neues aus gebrauchten Textilien her, ohne diese in ihre Bestandteile zu zerlegen. MOOT steht für "Made Out Of Trash". Ich freue mich, mir auch deren Stand noch anzuschauen. Halte eine Katjestüte in der Hand, die jetzt eine Kulturtasche ist. Einen Schal, der mal ein Laufshirt war. Das Team tritt damit gegen „Fast Fashion“ an, die Überschwemmung unserer Kleiderschränke und Mülleimer mit Billigklamotten von kurzer Lebensdauer. MOOT ist einer meiner persönlichen Stars auf der Digital X. Dieser zeigt auch: „Algorithmus ist nicht unbedingt alles.“