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Benjamin Balzer

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Bitcoin: Wurzeln, Fakten und Zukunftsperspektiven

Bitcoin hat sich in den letzten Jahren zu einem der meistdiskutierten Themen in der Finanzwelt entwickelt. Wo liegen die Ursprünge dieses digitalen Wertes, und welche Rolle kann Bitcoin in der Zukunft spielen? Wir geben einen Überblick über die Geschichte von Bitcoin, beleuchten aktuelle Fakten und werfen einen Blick auf mögliche industrielle Anwendungsfelder.

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Eine Antwort auf die Weltwirtschaftskrise

Die Entstehung von Bitcoin geht auf die Weltwirtschaftskrise von 2008 zurück. In dieser Zeit verloren viele Menschen das Vertrauen in traditionelle Finanzinstitutionen. In manchen Ländern wurde der Zugang zum eigenen Kapital verwehrt und Menschen verloren nicht nur ihre Jobs, sondern auch Geld und teilweise ihr Zuhause. Die Krise zeigte die Schwächen des bestehenden Finanzsystems. Dies inspirierte einen unbekannten Entwickler - unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto – zur Schaffung von Bitcoin, einem dezentralen Finanzsystem.

Seine Vision einer dezentralen digitalen Währung ohne die Möglichkeit der weitreichenden menschlichen Einflussnahme spiegelt sich im Bitcoin-Whitepaper wider. Bitcoin basiert auf der Blockchain-Technologie und speichert Transaktionen durchschnittlich alle 10 Minuten in Blöcken ab. Dadurch werden die Blöcke und die daran enthaltenen Transaktionen in eine zeitliche Reihenfolge gebracht. Die Blockchain wird redundant auf tausenden von Rechnern weltweit gespeichert.

Dabei verwandelt Proof of Work Energie in digitale Werte. Die pro Block aufgewendete Energie sichert nicht nur die zu diesem Block gehörenden Transaktionen, sondern auch rückwirkend alle anderen. So ist es unmöglich, vergangene Transaktionen rückgängig zu machen, ohne zuerst die nachfolgenden Blöcke zu ändern, da alle Blöcke miteinander verwoben sind. Jeder neue Block verstärkt, durch den erforderlichen Energieaufwand, effektiv die Sicherheit aller vorherigen Transaktionen. Manipulationen sind aufgrund der enormen Energiemenge nahezu unmöglich. Um das Bitcoin Netzwerk zu verfälschen, benötigen potenzielle Angreifer mehr als 51 Prozent der gesamten Rechenleistung des Bitcoin Netzwerks, auch 51-Prozent-Attacke genannt. Aufgrund der hohen Dezentralisierung und stark gestiegener Rechenleistung, der sogenannten Hashrate, ist dieses Szenario (fast) ausgeschlossen. Dabei lösen sogenannte “Miner”   Hashalgorithmen, um Transaktionen zu verifizieren und das Netzwerk abzusichern.

Fakten: Bitcoin im Überblick

Bitcoin wurde 2009 eingeführt und hat sich seither als äußerst robust erwiesen. Der letzte Ausfall ereignete sich 2013 und hielt lediglich 8 Stunden an. Mittlerweile läuft Bitcoin über 11 Jahre ohne Unterbrechungen und ist somit eines der weltweit sichersten IT-Netzwerke.

Zahlen, Daten, Fakten:

  • Transaktionen: Täglich verzeichnet das Bitcoin Netzwerk zwischen 500.000 bis 750.000 Transaktionen
  • Volumen: Täglich werden im Durchschnitt 800.000 Bitcoin versendet, was einem Transaktionsvolumen von über 50 Milliarden US-Dollar entspricht.
  • Gebühren:  Die aktuell durchschnittliche Gebühr zum Versenden von Bitcoin entspricht dabei zwischen 50 Cent und 2 US-Dollar. Dabei ist die Transaktionsgebühr unabhängig vom versendeten Wert an Bitcoin. Zum Vergleich: Laut Weltbank liegen die Gebühren für globale Überweisungen im Schnitt bei über 6,35 Prozent der überwiesenen Summe.
  • ETFs: Mehr als 950.000 Bitcoin im Gegenwert von über 63 Milliarden US-Dollar wurden seit dem Handelsstart der ersten Bitcoin-ETFs (börsengehandelte Fonds) in den USA durch Vermögensverwalter wie Blackrock, Fidelity und andere angesammelt. Tendenz weiterhin steigend.
  • Lightning: Mit dem Lightning Netzwerk verfügt Bitcoin über eine eigene Paymentlösung die es ermöglicht, weltweit blitzschnell und kostengünstig Transaktionen zu versenden.   Die Transaktionskapazität von Lightning wird auf etwa eine Million Transaktionen pro Sekunde geschätzt, im Vergleich zu VISA mit ca 40.000 Transaktionen pro Sekunde.

Bitcoin in der Energiewirtschaft

Bitcoin ist nicht nur ein Vermögenswert, sondern auch ein Energiewandler. Weltweit sind Miner in der Lage, den notwendigen Stromverbrauch für die Hardware in Sekundenschnelle zu regulieren. Damit können Miner ihren Energieverbrauch flexibel anpassen und auf überschüssige Energie im Stromnetz zugreifen.

Diese Eigenschaft hat Bitcoin mittlerweile für verschiedene industrielle Anwendungen interessant gemacht. In Texas helfen Bitcoin-Miner aktiv, Strom abzunehmen, um Überlastungen zu verhindern und stabilisieren dabei das Netz. Herrscht eine Überproduktion an Strom, müssen entweder die Anlagen ausgeschaltet werden, oder der Strom an das Ausland zu günstigen oder gar negativen Preisen verkauft werden. Über- beziehungsweise Unterproduktion tritt aufgrund von Wetterschwankungen vor allem bei erneuerbaren Energieträgern auf. Bitcoin Mining kann als flexibler Abnehmer diese Schwankungen ausgleichen, indem es überschüssige Energie aufnimmt und somit das Stromnetz stabilisiert. Dadurch können die Amortisationszeiten für neue Windkraft- und Solaranlagen verkürzt werden. Außerdem könnte der Ausbau dieser Anlagen durch eine bessere Planbarkeit und wirtschaftliche Rentabilität gefördert werden.

Laut einer aktuellen Studie vom Digital Assets Research Institute nutzen bereits mehr als 56,7 Prozent aller Bitcoin Mining Betreiber grüne Energie. In den letzten Jahren hat sich ein positiver Trend hin zu erneuerbaren Energieträgern abgezeichnet. Diese Entwicklung zeigt, dass die Mining-Industrie zunehmend auf nachhaltige Praktiken setzt, um ihre Umweltbilanz zu verbessern und den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Durch diese Faktoren wird der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien im Bitcoin Mining gefördert. Das trägt zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei und unterstützt die langfristige Nachhaltigkeit der Branche.

Fazit

Mittlerweile hat sich Bitcoin von einer revolutionären Idee zu einem etablierten digitalen Vermögenswert entwickelt, der nicht nur in der Finanzwelt, sondern auch in der Industrie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Auch wenn Bitcoin einen hohen Energiebedarf hat, rechtfertigen viele Vorteile wie Dezentralität, Sicherheit, Zensurresistenz, freier globaler Wertetransfer, Schutz vor Beschlagnahmung und die Fähigkeit, Energie in digitale Werte umzuwandeln dessen Stromverbrauch. Diese Eigenschaften werden bereits in verschiedenen industriellen Mining-Anwendungen genutzt.

Ob als digitaler Wert oder als Werkzeug zur Stabilisierung von Stromnetzen – die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und vielversprechend.

Test der Bitcoin-Mining-Infrastruktur für überschüssige Energie

Telekom und Bankhaus Metzler testen Bitcoin-Mining-Infrastruktur für überschüssige Energie

Deutsche Telekom Tochter MMS startet gemeinsam mit dem Bankhaus Metzler ein Pilotprojekt, um eine Bitcoin-Mining-Infrastruktur auf Basis überschüssiger Energie zu betreiben. Das Mining soll zukünftig mit dem Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, der aufgrund mangelnder Einlieferungsmöglichkeiten in die Energienetze und/oder fehlender Speichermöglichkeiten ungenutzt bleiben würde. Das Pilotprojekt soll valide Felddaten und Erkenntnisse liefern, um Folgeprojekte zu planen. 

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