… und plötzlich ist Open Access sexy
Open Access ist das neue Zauberwort für den Glasfaserausbau in Deutschland. Für die Telekom ist Open Access schon lange fester Bestandteil der Glasfaserstrategie. Doch immer noch gibt es keine geregelten Standards für die gesamte Branche.
An immer mehr Orten in Deutschland stehen auffällige Schilder: „Hier wird schnelles Internet gebaut“ oder „Jetzt kommt die Glasfaser zu Ihnen ins Haus“. Mehr als 700 Unternehmen sind nach einer Analyse des Beratungshauses E&Y hierzulande im Glasfaserausbau aktiv. Die Bandbreite reicht dabei von großen Telekommunikationsunternehmen über regionale und lokale Anbieter bis hin zu Energieversorgern, Stadtwerken und Zweckverbänden. Dort, wo es passt, kooperiert die Telekom beim Glasfaserausbau. Fast ein Viertel der Ausbauleistungen der Telekom beruht heute auf Kooperationen. Das kann der Einkauf von Vorleistungen auf Bitstrombasis sein. Das können Joint Ventures mit Partnerunternehmen sein oder auch der Betrieb von passiven Glasfasernetzen Dritter (z.B. von Stadtwerken). Inzwischen baut die Telekom in mehr als 20 Partnerschaften in allen Teilen Deutschlands Glasfaser.
Glasfaser-Monopole schlecht für Preise und Qualität
Manchmal wollen zwei Unternehmen am gleichen Ort Glasfaser bauen, manchmal auch drei. Dieser parallele Ausbau, der sogenannte „Überbau“, kommt nicht sehr oft* vor, aber es gibt diese Fälle. Für Teile der Branche sind sie Anlass, lautstark Verbote zu fordern: Wo schon einer baut, darf kein Zweiter Glasfaser legen. Doch das wäre die Forderung nach einem Monopol und das ist schlicht gesetzeswidrig. Aus gutem Grund, denn monopolistische Glasfaserstrukturen würden sich in Wohnzimmern und Homeoffices schnell negativ in puncto Preis und Qualität bemerkbar machen. Zudem ist der Glasfasermarkt in Deutschland groß genug, dass eine Vielzahl an Unternehmen rentable Ausbautätigkeiten entwickeln kann.
Schnellerer Glasfaserausbau mit Open Access?
Das vermeintliche Ärgernis des Doppelausbaus soll nun das Zauberwort Open Access richten. Damit ist gemeint, dass anderen Unternehmen freiwillig, diskriminierungsfrei, transparent und zu angemessenen Bedingungen der Zugang zur eigenen Infrastruktur in Form von Glasfasernetz oder von Leerrohren eingeräumt wird. Heißt im Klartext: Einer baut und alle anderen dürfen mitnutzen. Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht. Wenn jeder Netzbetreiber verbindlich einen fairen, standardisierten und notfalls auch regulierten Zugang zum eigenen Netz anbieten würde, dann würde sich dieses Netz durch Dritte leichter mitnutzen lassen. Neu ist diese Idee aber nicht. Die Telekom bietet bereits allen Marktteilnehmern Open Access zu fairen und marktüblichen Konditionen. So ist es ihr vom Regulierer als einzigem Unternehmen in Deutschland vorgeschrieben und so praktiziert es die Telekom auch. Den diskriminierungsfreien Zugang zur Telekom-Infrastruktur nutzen Netzpartner wie Telefonica, Vodafone oder 1&1. Open Access ist also keine neue Erfindung, neu ist nur die allgemeine Begeisterung dafür. Leider steht sie aber im Widerspruch zur Realität.
Ohne verbindliche Standards ist Open Access nutzlos
So sexy jetzt Teile der Branche Open Access in der Theorie finden – wenn es an die intelligente und praktische Umsetzung geht, schrumpft die Zahl der Fans drastisch. Viele der Forderer von Open Access bieten es selbst nicht an oder aber offerieren Angebote, die für die Nutzer nicht in jedem Falle attraktiv sind. Das große Manko: Einen standardisierten Open Access für die gesamte Branche - wie bei der Telekom - will der Wettbewerb nicht. Seit über zehn Jahren gibt es ein zähes, ergebnisloses Ringen um die Frage, wie Open Access konkret zu definieren und verbindlich zu machen ist. Bisher ist noch jeder Anlauf verbindliche Standards für alle in der Branche einzuführen, so geendet wie der Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Nur: Ohne verbindliche Standards für alle wäre Open Access ein mühseliges, kleinteiliges immer-wieder-neu-Verhandeln mit ungewissem Ausgang und damit kein entscheidender Erfolgs- und Beschleunigungsfaktor für den Glasfaserausbau.
Die Forderung nach Standards ist dabei kein Selbstzweck, denn Verbindlichkeit ist aus mehreren Gründen wichtig. Erstens: Die reine Technik muss passen, denn Glasfaser ist nicht gleich Glasfaser. Zweitens: Die Servicequalität muss stimmen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verpflichtet sich die Telekom gegenüber ihrer Kundschaft zu einem 24x7-Service. D.h. wer die Telekom per Open Access auf sein Netz bekommen möchte, muss auch an einem Samstagabend um 22 Uhr eine Service-Mannschaft bieten können. Und drittens: Auch der Preis muss realistisch sein. Wer von der Telekom einen höheren Anschlusspreis einfordert als er selbst von seinen Endkunden verlangt, hat Open Access nicht verstanden. Oder will es nicht verstehen.
Für einen Branchen-Standard muss das Rad auch nicht neu erfunden werden, denn schon seit Jahren arbeitet die Telekom anhand der vom Regulierer vorgegebenen Parameter. Der Telekom-Open-Access erfüllt hohe Standards, ist am Markt etabliert und könnte einheitlicher Maßstab für die Branche werden.
* Wer sich für Zahlen interessiert: Die Telekom hat nach eigenen Erhebungen für ihren bundesweiten Glasfaserausbau in knapp zwei Prozent der Fälle Doppelausbau registriert.
Politik und Regulierung
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