Big Data für die Gesundheit
Daten, die Leben retten? Was überspitzt klingt, hat einen wahren Kern: Die Analyse und Auswertung großer Datenmengen bringt Erkenntnisse, die das Gesundheitswesen voranbringen. Verschiedene Forscherteams und Unternehmen arbeiten derzeit an Datenbanken, Analysetools und Kartierungen. Sie helfen, die Erkenntnislage über Krankheiten und Gesundheitsbedingungen weltweit zu verbessern. Hier eine Auswahl interessanter Projekte:
Grippe ade
Big Data treibt die Grippeforschung voran: Im Rahmen einer internationalen Studie der Universität Zürich wurden große Mengen an Datensätzen zu Genen und Proteinen und deren Einfluss auf Grippeviren analysiert. Dabei wurden 20 bisher unerkannte Wirtsmoleküle entdeckt, die das Wachstum von Grippe-Viren innerhalb von Atemwegszellen fördern. Künftig könnten die Ergebnisse der Big-Data-Analyse zur Entwicklung neuer Therapien und Medikamente beitragen.
Der Virenkartograph
Eine Kartierung von Erregern ist das Ziel des amerikanischen Virologen Nathan Wolfe und seines Startups Metabiota. Das Unternehmen berät Regierungen und Gesundheitsorganisationen bei Einsätzen in Seuchengebieten und im Umgang mit Pandemien. Um Gefahrenregionen zu identifizieren und Epidemien vorhersagen zu können, setzt Wolfe auf die digitale Erfassung und Analyse von Infektionsgeschehen weltweit und pflegt eine umfassende Datenbank. So konnte ein Metabiota-Team frühzeitig vor Ort sein, als sich 2014 der Ebola-Virus von Guinea nach Sierra Leone ausbreitete.
www.welt.de/print/wams/wissen/article135607918/Der-Ebola-Versteher.html
Prävention bei Frühchen
Auch die Säuglingsgesundheit profitiert von Big-Data-Analysen. Die Auswertung großer Datenmengen zu den Vitalfunktionen von Frühgeborenen in Kanada ergab, dass jeweils etwa 24 Stunden vor dem Ausbruch von Infekten alle Vitalfunktionen der Babys plötzlich äußerst stabil waren. Auch ohne logische Erklärung für den beobachteten Effekt können Mediziner Frühgeborene so rechtzeitig medikamentös behandeln, wenn diese unerwartete Stabilisierung der Vitalfunktionen eintritt. Ähnlich lebenswichtige Erkenntnisse könnte das Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt liefern: Die seit 1980 bestehende Einrichtung sammelt Erkenntnisse über modifizierbare Parameter, die die Häufigkeit angeborener Fehlbildungen beeinflussen.
www.angeborene-fehlbildungen.com
Patienten helfen Patienten
Auf patientslikeme.com können Patienten ihre Erfahrungen mit Krankheiten und Behandlungsmethoden teilen und der Forschung zur Verfügung stellen. So bietet die Website Erkrankten beispielsweise die Möglichkeit, die Wirksamkeit ihrer Behandlungen zu bewerten und Nebenwirkungen zu benennen. Mehr als 400.000 Patienten nutzen die Website bereits und haben eigene Daten hochgeladen. Der Vergleich mit anderen Patienten ermöglicht es vielen die eigene gesundheitliche Lage besser einzuschätzen.
Daten via SMS
Im Rahmen eines von Google gesponserten Big-Data-Projekts gehen Forscher und Erkrankte gemeinsam gegen Malaria vor. In Afrika, wo die Gefährdungslage am größten, der stetige Austausch mit Medizinern aber schwierig ist, wurden im Rahmen von „Malaria No More“ Patienten mit Handys ausgestattet und mit Wissenschaftlern vernetzt. Via SMS werden die Forscherteams nun mit Informationen zu den eingenommenen Medikamenten versorgt. Die gewonnenen Daten helfen, Erkenntnisse für die Behandlung und gegen die Verbreitung der Tropenkrankheit zu erlangen.