“Wir wollen Frauen für Hackathons gewinnen“
Frauen entwickeln neue Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI): Im November feiert dazu ein besonderer Hackathon sein Debüt – der „#AIHack4Ladies“. Der erste KI-Hackathon nur für Frauen, die sich jetzt dazu anmelden können. Wir sprachen mit der Initiatorin Kenza Ait Si Abbou Lyadini.
Das Wort „Hackathon“ setzt sich als Wortneuschöpfung aus „Hack“ und „Marathon“ zusammen. Bei einem Hackathon geht es darum, in vorgegebener Zeit eine fertige Software zu einem bestimmten Thema zu entwickeln. Warum laden Sie diesmal nur Frauen dazu ein?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Die Welt verändert sich dank revolutionärer Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Blockchain. Wir leben in einer Welt, die sich immer mehr digitalisiert. Wir wollen Frauen die Möglichkeit geben, sich darin stärker zu engagieren. Schauen Sie sich Fotos von Hackathons an. Darauf sehen Sie die Männer in der Mehrzahl. Generell beteiligen sich immer noch zu wenige Frauen an der Entwicklung neuer Technologien.
Was erwartet die Teilnehmerinnen konkret?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Wir möchten gemeinsam programmieren. Wir möchten aufzeigen, wie sie zu neuen, selbstlernenden Anwendungen beitragen können. Und wie sie von Technologien wie etwa Machine Learning profitieren können. Dazu bieten wir drei „Challenges“ an.
Was ist das?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Themenblöcke, innerhalb derer die Teilnehmerinnen arbeiten. Wir programmieren KI-Anwendungen, die die Zukunft der Mobilität mitgestalten. Oder wie sich damit Informationsverbreitung und Konsensbildung im Internet analysieren lässt. Und: Wie sich Minderheiten im Online-Zeitalter gleichberechtigt präsentieren können.
Spiegeln sich Herkunft, Geschlecht und Alter in den Lösungen eines Hackathons wider?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Das alles spiegelt sich in jeder Lösung wider, egal ob diese in einem Hackathon entwickelt wurde oder nicht. Unser Ziel hier ist nicht, eine „weibliche“ Lösung zu entwickeln. Wir wollen Frauen generell ermutigen und ermuntern, an Hackathons teilzunehmen. Die Erfahrungen aus dem #AIHack4Ladies kommen ihnen künftig auch bei gemischten Hackathons zugute.
Wie wird der Hackathon ablaufen?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Wir stellen die Challenges vor und die Teilnehmerinnen finden sich in Teams zusammen. Dann geht es ran an die gemeinsame Entwicklung von Lösungen. Die Hackerinnen teilen sich ihre Zeit komplett selbst ein. Das ist das Besondere an Hackathons. Die ganze Zeit stehen ihnen IBM- und Telekom-Expertinnen und -Mentorinnen zur Seite. Am zweiten Tag präsentieren die Teams ihre Ergebnisse. Die besten werden am Ende prämiert.
Was meinen Sie: Wird auch die Zusammenarbeit eine andere sein als bei einem herkömmlichen Hackathon?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Die Besonderheit liegt darin, dass „frau“ sich traut, unter Frauen Fragen zu stellen. Ich selber habe Elektro-Technik studiert. Wenn ich im Labor irgendetwas nicht verstanden hatte, fand ich es einfacher, eine meiner wenigen Kommilitoninnen zu fragen. Eigentlich bin ich kein schüchterner Mensch. Aber ich hatte manchmal das Gefühl, dass die Jungs mich anguckten als wäre ich blöd. Dabei hatten sie oft das Thema selbst nicht verstanden. Heute arbeite ich in einem sehr bunt gemischten Team an Automatisierungslösungen für unser Unternehmen. Das beflügelt enorm.
An welche Frauen wenden Sie sich mit der Einladung?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: An technisch versierte oder für Technik offene Frauen. Um KI-Lösungen zu entwickeln, ist eine Basis an Statistik, Data Science und Programmieren schon notwendig. Deswegen richten wir uns an Frauen, die aus diesen Bereichen kommen. Aber nicht ausschließlich. Denn: Letztlich muss auch jemand das Team zusammenhalten und dem Team ermöglichen, in weniger als 48 Stunden zu einer guten Lösung zu kommen. Solche Kompetenzen haben etwa Design Thinking-Expertinnen. Auch Grafik-Design kann vorteilhaft sein, etwa um die Ergebnisse anschaulich zu präsentieren. Oder rhetorische Fähigkeiten. Und wenn etwa Lösungen für das Wechselspiel von Maschine und Mensch entwickelt werden sollen, dann kann eine Psychologin ihren Platz im Hackathon finden.
Was bedeutet Ihnen die Veranstaltung?
Kenza Ait Si Abbou Lyadini: Die Idee ruft jetzt im Vorfeld schon viel Zuspruch hervor. Ich bin überall im Unternehmen auf offene Türen gestoßen. Die Veranstaltung wird zudem von über 20 Kolleginnen aus Frauennetzwerken der Telekom in Deutschland mitorganisiert. Alle machen es ehrenamtlich, zusätzlich zu ihrem Job. Weil sie daran glauben. Das nenne ich richtige „Kollaboration“. Es macht viel Spaß, mit allen an einem Strang zu ziehen. Ich hoffe, dass nun viele Frauen neugierig geworden sind. Meldet euch an! Wir sehen uns am 15./16. November in Berlin.
Künstliche Intelligenz - Alles gut, oder was?
Optimisten hoffen, dass KI alle Probleme löst. Pessimisten fürchten, dass KI die Macht übernimmt. Wer hat Recht?