SIM-Karten: Telekom setzt auf zentrale Anlaufstellen
300.000 ausgegebene SIM-Karten für Geflüchtete aus der Ukraine, Herausforderungen in den Shops und eine unglaubliche Hilfsbereitschaft: Peter Meier van Esch, Leiter Ukraine Task Force Telekom Deutschland, erläutert im Interview, wie die Telekom Betroffene unterstützt.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat die Telekom schnell begonnen, den Geflüchteten zu helfen. Für uns als Telekommunikationsunternehmen steht hier natürlich im Vordergrund, dass die Menschen in Verbindung miteinander bleiben können. Herr Meier van Esch, was bedeutet das?
Angesichts des unvorstellbaren und bedrückenden Leides war uns sofort klar: Hier müssen wir konkrete Unterstützung leisten. Wenige Tage nach Kriegsbeginn haben wir kostenfreie Anrufe in die Ukraine ermöglicht. Vom Festnetz, vom Handy und kurz darauf auch von den öffentlichen Telefonen. Roaming-Kosten für unsere Kunden in der Ukraine haben wir ebenfalls auf null gesetzt. Darüber hinaus unterstützen wir Hilfsorganisationen durch WLAN in Heimen für Geflüchtete, den Aufbau von Call Centern oder auch durch unsere Spende an das Deutsche Rote Kreuz. Zudem geben wir kostenfreie SIM-Karten für Geflüchtete aus der Ukraine aus. Die Karten sind bei Telefonie und Datenverbindungen unlimitiert.
Wie kommt die Hilfe an? Wie sind Ihre Erfahrungen?
Der Bedarf ist enorm. Wir erleben die größte Flucht seit dem zweiten Weltkrieg in Europa. Zehntausende Geflüchtete kommen täglich allein nach Deutschland. Die Nachfrage nach den kostenfreie SIM-Karten ist gewaltig und übersteigt unsere Erwartungen massiv. So hat die Telekom in Deutschland inzwischen fast 300.000 Karten ausgegeben. Das sind in etwa genauso viele Karten wie unsere Tochtergesellschaften mit einer Grenze zur Ukraine zusammen aktiviert haben. Dort werden die Karten zumeist direkt an der Grenze ausgegeben. In Deutschland läuft der Großteil – fast 90 Prozent – über unsere Shops. Normalerweise geben wir hier 30.000 Karten in einem Monat aus. Jetzt die zehnfache Menge in zwei Wochen. Das zeigt auch: Wir stoßen in unseren Shops längst an unsere Grenzen und werden den Prozess anpassen müssen.
Wie ist die konkrete Situation in den Shops?
Alle meine Kolleginnen und Kollegen in den Shops sind enorm motiviert. Wir haben viele Mitarbeitende, die freiwillig Extra-Schichten schieben. Denn immer häufiger erleben wir lange Schlangen vor den Shops. Doch gleichzeitig läuft das normale Geschäft weiter. Kundinnen und Kunden kommen in die Shops, weil sie Fragen haben, Beratung benötigen. Neue Geräte kaufen, einen neuen Vertrag abschließen wollen. Diese Anliegen wollen und müssen wir auch befriedigen. Davon finanzieren wir letztlich auch unsere Hilfe für Geflüchtete. Da zerreißt es einen schon mal, weil die Kolleginnen und Kollegen allen Anforderungen gerecht werden möchten, was aber nicht immer geht. Da bitte ich auch um Verständnis, wenn wir zum Beispiel lieber vier Familien eine SIM-Karte geben als vier Karten an nur eine Familie.
Was bedeutet das für die nächsten Wochen?
Wir überlegen, wie wir eine gute Balance finden können. Um eine Karte auszugeben, müssen wir die Personalien der Person aufnehmen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und kostet Zeit. Deshalb haben wir in den Ballungsgebieten zentrale Anlaufstellen eingerichtet, die die Ausgabe der Karten in den Shops ersetzen sollen. Aktuell haben wir 18 solcher Ausgabestellen an unseren Sales- & Service-Standorten geschaffen. Diese Zahl wollen wir in den kommenden Wochen auf 50 steigern und damit auch die Wartezeit für die Geflüchteten deutlich verkürzen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an hunderte Kolleginnen und Kollegen, die sich hier in ihrer Freizeit engagieren! Parallel wollen wir die Ausgabemengen über die vielen lokalen Hilfsorganisationen deutlich erhöhen. Die Shops sollen nur noch in Ausnahmefällen Karten ausgeben.
Wie bewerten Sie die bisherige Hilfe?
Ich finde die Solidarität mit den Geflüchteten und die Welle der Hilfsbereitschaft großartig! Ich bitte aber auch um Verständnis, wenn wir zuweilen an unsere Grenzen stoßen. Wir tun alles, damit die Menschen mit ihren Familien, Verwandten und Freund*innen Kontakt halten können. Dabei können alle helfen: Die privaten Gastgeber, die ihren Festnetzanschluss, WLAN und ihr Handy zur Verfügung stellen können. Die Hilfsorganisationen, die mit freiem WLAN in den Flüchtlingsunterkünften helfen. Die Länder und Kommunen und auch unsere Mitbewerber. In einer solchen Krise müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen.
Hilfe für die Ukraine
Die Deutsche Telekom ist entsetzt über den russischen Überfall auf die Ukraine. Unsere Solidarität gilt den Menschen in der Ukraine.