Konzern

Susann Terheggen

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"Im Krisenfall bin ich im Imperativ unterwegs"

Die Tage bis zum EM-Eröffnungsspiel werden runtergezählt. Parallel dazu geht die Konzentration im „Leitstand EURO“ rauf. 35 Fachleute sind hier dafür verantwortlich, dass die TV-Übertragung ruckelfrei läuft. Fällt das Bild aus, geht bei ihnen der Alarm an. Auch Udo Emonds, Leiter des Competence Center Technische Realisierung und Betrieb, rückt dann aus.

Udo Emonds

Udo Emonds, Leiter des Competence Center Technische Realisierung und Betrieb © Bildnachweis: Deutsche Telekom/ iStock/Goldmund; Montage: Evelyn Ebert Meneses

Die Telekom sorgt dafür, dass die Bilder aus den Fußballstadien zu den TV-Sendern kommen. Eine große Verantwortung, schließlich werden Millionen von Menschen vor den Fernsehern sitzen. Seid ihr aufgeregt?

Udo Emonds: Aufregung ist wenig hilfreich. Ein Chirurg rennt bei der Arbeit ja auch nicht hektisch mit seinem Skalpell durch den OP. Man muss sich sammeln und dann als Team gut und konzentriert zusammenarbeiten. 

Was genau macht ein Leitstand?

Emonds: Der Leitstand für die EURO hält vom Grashalm bis zum Flutlicht alles im Blick, stellt den Betrieb sicher, löst Störungen und unvorhergesehene Ereignisse. Dazu gehören auch Querschnittsaufgaben wie Notfall- und Krisenmanagement, Kommunikation sowie die Koordination aller Schnittstellen. Und das 24/7, schon seit Anfang Juni. Nico Weis hält da die Fäden in der Hand.

Wie sieht ein normaler Spieltag bei der EURO für euch aus?

Emonds: Es gibt einen Schichtplan. Das diensthabende Team trifft sich virtuell täglich um 9 Uhr und nochmal zwei Stunden vor dem ersten Spielbeginn. Die haken wie ein Flugkapitän vorm Abflug Checklisten ab: Ist alles da? Funktioniert alles? Hinterher wird nachgearbeitet und dokumentiert. Erfahrungsgemäß wird da nach fünf Tagen die Routine einkehren.

Angenommen, es gibt Bildunterbrechungen oder gar einen Totalausfall bei einer Übertragung. Was passiert dann?

Emonds: Wir haben in Würzburg, Leipzig und Bonn kleine Lagezentren eingerichtet. Dort finden sich die Fachleute dann ein. Die erste Aufgabe ist, herauszufinden: Wo kommt der Fehler her? Man schaut dabei die Abläufe rückwärts an und grenzt so die Störung ein. Wir müssen innerhalb von fünf Minuten aussagefähig sein, wo der Fehler liegt. Um das hinzubekommen, braucht man Disziplin, Prozesse, Struktur – und lückenlose Dokumentation. Die Doku muss so kurz und knackig sein, dass sie auch ein Unbeteiligter spätnachts noch verstehen würde.

Wird es in so einer Situation hektisch im Leitstand?

Emonds: Hektisch nicht, aber im Krisenfall bin ich Imperativ unterwegs. Da gibt es wie bei der Feuerwehr klare Ansagen und Aufgaben. Wenn das Ergebnis nicht in der vorgegebenen Zeit da ist, werde ich unangenehm. Das ist nie persönlich gemeint, sondern gilt dem Prozess, der offenbar nicht optimal funktioniert. Es gibt zwei wichtige Regeln im Krisenmodus …

… nämlich?

Emonds: Erstens: Radikale Transparenz – auch in Richtung Management und Kundschaft. Wir müssen schnell und adressatengerecht sagen können: Was ist los? Und, noch wichtiger: Wann geht das weg? Das ist meine Aufgabe.

Und zweitens?

Emonds: Kein Fingerpointing. Wenn was schiefläuft, herrscht hier im Konzern so ein Hang dazu, zuerst zu fragen: „An wem lag das?“ Es geht aber nicht um Schuld. Es geht darum, wie man das Problem schnell vom Hof bekommt. Und hinterher zu schauen: Wie können wir das künftig besser machen? Als ich vor 33 Jahren im damaligen Debis Systemhaus angefangen habe, hatte ich für meine Aufgaben immer die Komplettverantwortung, vom Konzept über Betrieb bis zur Entstörung. Das prägt. Ich habe noch nie ein Problem von der Angel gelassen, das nicht gelöst war. Dies ist auch die Maxime in unserem Bereich. Das Team ist der wahre Star, da machen alle zu 100 Prozent einen Riesenjob. Und zwar bei allen Aufträgen - nicht nur bei der EURO, die viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Bist du privat eigentlich auch so strukturiert, oder lässt du da die Zügel mal lockerer?

Emonds: Naja, zuhause schaue ich über das ein oder andere hinweg. Aber die Flaschen im Weinregal müssen schon mit dem Etikett nach oben liegen. Und jemand Fremdes dürfte nie meinen Rasen mähen. Wenn da die Linien nicht gerade sind, werde ich zum Tier.

Apropos Rasen: Wo wirst du am 14. Juni um 21 Uhr sein?

Emonds: Ich gucke das Spiel in Bonn mit einigen aus dem Krisenteam. Falls was passiert, sind wir also direkt gut gerüstet. Ansonsten pendele ich die nächsten Wochen zwischen unseren drei Lagezentren umher. Mein Job ist, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das Team das Maximale für die Firma herausholen kann. Wenn es irgendwo brennt, werfe ich eine Menge Pizza und Gummibärchen in den Kofferraum, rücke aus und packe mit an.

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