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Erst Umbruch, dann Aufbruch?

Corona-Krise, scheinbar unaufhaltsamer Klima-Wandel, hoch dynamische Digitalisierung und Globalisierung. Und auch unsere Arbeitswelt wandelt sich rasant. Wir leben in einer Zeit massiver Veränderungen, des Umbruchs und – hoffentlich auch – des Aufbruchs.

 Kapstadt, 29 August 2016: Eine Gruppe von Wissenschaftlern ruft ein neues geologisches Zeitalter aus – das Anthropozän. Den Begriff hatte bereits vor zwanzig Jahren der niederländische Chemie-Nobelpreisträger und Atmosphärenforscher Paul Crutzen ins Spiel gebracht. Während im Holozän die Natur allmächtig ist, hat im Anthropozän der Mensch den Einfluss auf die Erde übernommen. Zentrales Merkmal ist die Klimakrise, hinzu kommen weitere wie das Ozonloch, Ressourcenknappheit, Meeresverschmutzung und die Corona-Pandemie.

Das Wort „Aufbruch“ ist als Text zu sehen, darunter steht umgedreht das Wort Umbruch.

Umbrüche für jeden spürbar

Wenig bleibt, wie es ist. Die Welt, wie wir sie bisher kennen, gerät aus den Fugen – und das geht über die allgegenwärtige Klimakrise hinaus. Die Digitalisierung, das Entstehen einer multipolaren Welt, die Veränderungen in der Arbeitswelt durch Automation, Künstliche Intelligenz und andere Beschäftigungsformen: Die Umbrüche sind für jede und jeden spürbar. Die Gegenwart wird von vielen Menschen als so komplex erlebt, dass es dem/r Einzelnen schwerfällt, sich in der Unverfügbarkeit und Nicht-Durchschaubarkeit vieler Phänomene und Geschehnisse nicht zu verlieren. So kommt es folglich zu einer Sehnsucht nach der Einfachheit, der Übersichtlichkeit und nach dem Verstehen-Wollen. Andere wiederum bauen sich ihre eigene virtuelle Realität, wenn auch spielerisch. Besonders erfolgreich während der Pandemie sind vor allem Aufbaustrategiespiele. Hier kann man virtuelle Welten erschaffen, die der eigenen Kontrolle gehorchen und in denen jeder Katastrophe mit den richtigen Mitteln beigekommen werden kann. Das Grundinteresse an solchen Spielen, sagen Experten, hat aber etwas Ermutigendes. Es entspringe der Anziehungskraft des Problemlösens.

Chance auf Neues und Besseres

Und genau darum geht es. Problemlösung. Die Umbrüche um uns herum müssen wir annehmen, sie verstehen lernen, um dann daraus unser Handeln abzuleiten. Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir aus einer Welt des Umbruchs eine Welt des Aufbruchs machen. Anders ausgedrückt: Jede Krise, deren Ursache und Wirkung wir verstehen, ist auch immer eine Chance auf etwas Neues, Besseres.

Im Gesellschaftspodcast „Der 8. Tag“ diskutierten kürzlich Journalistinnen, Publizistinnen und Schriftstellerinnen über Ideen für ein neues Deutschland. Die Schriftstellerin Nora Bossong wünscht sich dabei mehr Mut zur Zukunft und haderte mit der Mobilisierung durch Alarmismus: „Dystopien mobilisieren extrem, weil wir nicht in einem Gemälde von Hieronymus Bosch enden wollen. Aber ich würde mir wünschen, dass wir aus dystopischen Ideen zu einem Moment kommen, wo wir es besser machen können.“ Dieses Besser-machen-wollen, dieser Gestaltungswillen ist die Triebfeder für Aufbruch.  

Veränderung durch Druck von außen

Dennoch: Oftmals ist es erst die Bedrohung oder der „Druck von außen“, der uns handeln lässt. Stichwort Klima. Europäische Öl- und Gaskonzerne wie BP, Shell und Total wollen sich umbauen. Weg von fossilen Energien ist das erklärte Ziel. Die Forderung nach einer umfassenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist in der Mainstream-Politik angekommen. Im aktuellen Bundestagswahlkampf wetteifern die Parteien um die besten Ideen für den Klimaschutz. Was aus den Ankündigungen wird, bleibt abzuwarten. Inzwischen haben über 100 Länder Netto-Null-Emissionen für 2050 geplant beziehungsweise gesetzlich verankert. Sogar China (2060). Damit verpflichtet sich der größte Emittent erstmalig tatsächlich zur Dekarbonisierung. Zwar ist der Klimawandel dadurch beileibe nicht geschafft. Aber es ist eine Ermutigung für einen neuen Weg. Der britische Wirtschaftshistoriker Adam Tooze ist überzeugt, dass wir nun „tatsächlich in eine neue Phase der Klimapolitik“ eintreten.

Stichwort Chipmangel: Dass Europa hier von Asien abhängig ist, wurde mehr oder weniger schicksalsergeben akzeptiert. Der aktuelle Halbleiter-Mangel mit seinen spürbaren Folgen für die Wirtschaft zwingt zum Umdenken. So hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen jetzt ein europäisches Halbleitergesetz angekündigt. "Wir wollen ein hochklassiges europäisches Chip-Ökosystem schaffen, das die Produktion einschließt", sagt von der Leyen. So könne die EU die eigene Versorgung mit Chips sichern und zugleich neue Märkte für bahnbrechende europäische Technologien erschließen. Es gehe dabei auch um die Sicherung der technologischen Souveränität. Der Anteil Europas an der gesamten Wertschöpfungskette habe abgenommen, und zwar von der Produktgestaltung bis hin zur Fertigungskapazität.

Tiefgreifender Umbau von Strukturen

Überhaupt: Der industrielle Strukturwandel wird das Antlitz unserer Wirtschaft in den kommenden Jahren deutlich verändern. Der globale Wettbewerb und der Transformationsschub durch die Digitalisierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche sorgen für einen tiefgreifenden Umbau der Wirtschafts- und Branchenstrukturen. Vor allem die BigTechs sorgen dafür, dass die Karten neu gemischt werden: Apple wird zum führenden Gesundheitsdienstleister. Google ist auf dem Weg zum größten Autohersteller und Mobilitätsdienstleister der Welt, betreibt bot-basierte Shared-Service-Center für Industrieunternehmen. Amazon und Alibaba haben sich über das Geschäft mit Handelsplattformen zwischen die Industrieunternehmen und ihre Endkunden geschoben. Facebook und Tencent stehen nicht mehr nur für die globalen Kommunikationsnetzwerke, sondern zählen inzwischen auch zu den größten Anbietern von Finanzdienstleistungen.
 
Auf diese Umbrüche bereitet sich auch die Deutsche Telekom vor. Auf dem Kapitalmarkttag im Mai hat CEO Timotheus Höttges die Vision für Telco2030 öffentlich vorgestellt. Eine Kernfrage des Szenarios ist: Wie kann ein Unternehmen wie die Telekom ihren Kund*innen auch in zehn Jahren Mehrwerte bieten und sie so an sich binden

Kein Grund zu verzagen

Inzwischen dämmert es auch jenen Menschen, denen die Digitalisierung immer noch fremd ist, dass ihr tägliches Leben vor gewaltigen Umbrüchen steht. Vieles findet online oder in der Cloud statt. Arbeit, Unterricht, Konferenzen, um nur einige Bespiele zu nennen, erfolgen immer mehr auch im virtuellen Raum. Gleichzeitig fürchten die Menschen die Schattenseiten der Digitalisierung: Autoritäre Regime verschärfen die Überwachung, der Kampf zwischen China und den USA führt zu einer digitalen Spaltung der Welt (Decoupling).
 
Die Welt mit ihren globalen Umbrüchen und zahlreichen Widersprüchen empfinden viele Menschen als anstrengend. Aber es gibt keinen Grund zu verzagen. Nicht der rosarote Optimismus ist gefragt, sondern eine illusionslose Haltung, aufgrund derer man sich trotz aller Probleme nicht entmutigen lässt, schrieb das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vor einigen Monaten im Zusammenhang mit einer schwierigen Weltlage. Sicherlich braucht es Mut und Kraft, die großen, notwendigen Transformationen entschlossen voranzutreiben. Und vor allem Zuversicht. Denn ohne ein Mindestmaß an Zukunftserwartung gibt es keinen Aufbruch. Und jedem Anfang wohnt schließlich ein Zauber inne, schrieb Hermann Hesse schon vor gut 80 Jahren.

Unsere Arbeitswelt nach der Pandemie eine andere sein. Nun geht es darum, sie erfolgreich zu gestalten.

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Wie gestalten wir New Work bei der Telekom? Antworten und Beispiele gibt es in diesem Special.

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