Digitale Souveränität – Einfach erklärt
Die digitale Welt ist der Motor für Innovation, Wirtschaft und Gesellschaft. Um die Vorteile der Digitalisierung voll auszuschöpfen, braucht Europa technologische Unabhängigkeit - mehr denn je.
Doch wie selbstbestimmt sind wir tatsächlich? „Digitale Souveränität“ ist der Schlüsselbegriff, wenn es darum geht, die Kontrolle über Technologien, Prozesse und Daten zu bewahren. Insbesondere für Unternehmen, öffentliche Institutionen und die öffentliche Verwaltung in Deutschland und Europa ist digitale Souveränität nicht nur ein Ideal, sondern eine Notwendigkeit.
Globale Abhängigkeiten von Technologieanbietern, geopolitische Spannungen oder strenge Datenschutzauflagen wie die DSGVO machen deutlich: Europa muss in der Lage sein, seine eigenen Regeln im digitalen Raum zu setzen. Ohne digitale Souveränität riskieren Unternehmen und Regierungen weitreichende Folgen für Sicherheit, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.
Besonders die regulierten Bereiche wie öffentliche Verwaltung, Gesundheitswesen oder nationalen Sicherheit stehen vor der Herausforderung, ihre Abhängigkeit von einzelnen Technologieanbietern zu reduzieren. Denn dieser sogenannte „Vendor Lock-in“ birgt die Gefahr, Informations- und Datenschutz gemäß nationalen und europäischen Vorgaben nicht mehr sicherstellen zu können.
Um diesem Risiko zu begegnen, haben Bund, Länder und Kommunen das Ziel definiert, die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung zu wahren und kontinuierlich zu stärken. Wirtschaftsunternehmen in Deutschland und Europa stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
„Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeit, die digitale Transformation mit Blick auf Hardware, Software, Dienstleistungen sowie Kompetenzen selbstbestimmt zu gestalten. Dies bedeutet in Bezug auf digitale Technologien und Anwendungen selbstständig entscheiden zu können, inwieweit man eine Abhängigkeit von Anbietern und Partnern eingeht oder vermeidet.“ (BMWK, 2024)
Digitale Souveränität in drei zentralen Bereichen
- Datensouveränität: Die Fähigkeit, vollständige Kontrolle über die eigenen Daten auszuüben. Ohne sie verliert man die Entscheidungsgewalt darüber, wer auf die eigenen Daten zugreifen darf und wie sie verwendet werden können.
- Betriebssouveränität: Die Fähigkeit, kritische Infrastrukturen und betriebliche Abläufe unabhängig zu kontrollieren und aufrechtzuerhalten. Ohne sie riskiert man den Verlust der Kontrolle über wichtige Geschäftsprozesse und wird anfällig für externe Störungen.
- Technologiesouveränität: Die Fähigkeit, Schlüsseltechnologien selbstständig zu entwickeln, zu produzieren und zu kontrollieren. Ohne sie entsteht starke Abhängigkeit von anderen Ländern oder Unternehmen für kritische technologische Lösungen, was die eigene Handlungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit einschränkt.
Abhängigkeiten reduzieren – Alternativen schaffen
Digitale Souveränität bedeutet nicht nur, bestehende Abhängigkeiten zu reduzieren, sondern auch Alternativen zu schaffen. Ein offener, wettbewerbsfähiger Markt sowie die Austauschbarkeit von IT-Komponenten erhöhen die Resilienz und Flexibilität der IT-Systeme. Das stärkt die Digitalisierung in Unternehmen sowie Verwaltungen und begünstigt Innovation. So hat beispielsweise die 8ra-Initiative zum Ziel, ein echtes Multi-Provider Cloud-Edge-Kontinuum zu schaffen. Dabei handelt es sich um ein wegweisendes Cloud-Ökosystem, das die Datenverarbeitung in Europa revolutionieren soll. Genauso tragen die Förderung offener Standards und Open-Source-Lösungen dazu bei, unabhängige und zukunftsfähige IT-Strukturen zu etablieren.
Kurzum: Digitale Souveränität ist kein technisches Schlagwort, sondern ein zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz Europas. Unternehmen und öffentliche Institutionen, die heute die Kontrolle über Daten, Technologien und Prozesse sichern, schützen nicht nur sich selbst. Sie tragen dazu bei, Europas digitale Zukunft zu gestalten.