DIGITAL2018: Wenn Roboter Häuser bauen
Die DIGITAL2018 ist gestartet. 100 Redner auf vier Bühnen, über 30 Partnerunternehmen und etliche Exponate: Zwei Tage dreht sich in Köln alles um Digitalisierungsthemen wie 3D-Druck, Künstliche Intelligenz und die Netze der Zukunft.
Auf rund 16.000 Quadratmetern bringt die Telekom in Köln Experten und Entscheider zum Thema Digitalisierung zusammen. „Auf der DIGITAL2018 rücken wir das Thema Digitalisierung zwei Tage lang in den Mittelpunkt. Unser Ziel ist es, unsere Gäste zu inspirieren, zu motivieren und branchenübergreifend zu vernetzen“, begrüßte Hagen Rickmann, Geschäftskunden-Chef der Telekom Deutschland, die Besucher.
Seit Jahren bringt die Telekom auf Netzwerkveranstaltungen regelmäßig deutsche Großunternehmen und Mittelständler mit Zukunftstechnologien zusammen – die zweitägige Messe in Köln ist der bisherige Höhepunkt der Veranstaltungsreihe. Die DIGITAL2018 ist der führende Digitalgipfel Europas.
„Digitalisierung ist das größte Geschenk für Deutschland. Es steht für Wachstum und Wohlstand der nächsten Generation. Die Vorteile überwiegen eindeutig“, sagte Telekom-Chef Tim Höttges in seiner Rede. „Neugierde ist der Schlüssel zu Innovation, die oft eine Rekombination von Bestehendem ist. Es geht darum, anzufangen und auszuprobieren.“
Der Aufbau eines 5G-Netzes sei ein wichtiger Baustein der Digitalisierung. Mit ihrem acht Punkte-Programm habe die Telekom sich als erster Anbieter klar zum Ausbau positioniert. „Andere sind noch bei Forderungen, wir sind schon im Umsetzungsmodus“, sagte Höttges.
Vertreter aus der Politik schauen auf die Digitalisierung
„Da simmer dabei. Schön, dass die Telekom diese Veranstaltung nach Köln geholt hat“, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker in ihrem Grußwort. "Dialog, Austausch, Zusammenarbeit – für die digitale Transformation braucht man eine Mannschaft und keine Einzelkämpfer.“
Andreas Pinkwart, Nordrhein-Westfalens Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, sieht „in Deutschland kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Wir brauchen den Mut, Projekte schnell und entschlossen umzusetzen.“ Beispielgebend sind für ihn Großprojekte wie der Flughafen Berlin oder Genehmigungsfristen beim Netzausbau. „Ob Glasfaser- oder Mobilfunknetze: Lassen sie uns beim Ausbau so einfach und pragmatisch wie möglich vorgehen.“
Zum Austausch ohne Messepublikum lud die Telekom Deutschlands Bürgermeister ein. Telekom Deutschland-Chef Dirk Wössner stellte die Strategie des Breitbandausbaus dar. „Es geht darum, Glasfaser immer näher an die Häuser zu legen. Wir kennen die unterversorgten Gebiete und wollen auch mit Fördermitteln hier ausbauen – allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit anderen Infrastrukturunternehmen.“ Die Telekom baue mehr Glasfaser aus als jeder andere in diesem Land. „Wir wollen diese Netze mit Wettbewerbern teilen, brauchen aber ein faires ‚gib du mir, dann gebe ich dir‘. Ich glaube an den Wettbewerb und zähle auf Bedingungen, die nicht Rosinenpickerei belohnen“, so Wössner.
3D-Druck, autonomes Fahren und Häuser bauende Roboter
Die DIGITAL2018 ist weitaus mehr als Ansprachen von Managern und Diskussionen mit Entscheidern. Konkrete Anwendungsfälle fürs Publikum gab’s auf der Bühne ebenso wie an den Exponaten.
Wie können 3D-Drucker die Wertschöpfungskette verändern? Mit dieser Frage beschäftigte sich Stephan Beyer von BigRep, Serienhersteller für 3D-Drucker. Besonders in der Automatisierung der Industrie sei der 3D-Druck wichtig. „Ersatzteile können schneller hergestellt und Individualisierungen tiefer in Geschäftsmodelle integriert werden. Mit dem 3D-Druck können Unternehmen ihre Produkte deutlich günstiger und schneller auf den Markt bringen.“ Ein Allheilmittel? Noch nicht. Denn eine Grenze des 3D-Drucks sei derzeit die Massenproduktion.
„Made in Germany“ war das Thema im Gespräch zwischen Dirk Backofen und Constanze Kurz vom Chaos Computer Club. Beide betonten, wie wichtig es ist, bei der IT-Security zusammenzuarbeiten. Auf viele Fragen gebe es noch keine Antworten, sagte Dirk Backofen. „Was passiert zum Beispiel, wenn Künstliche Intelligenz gegeneinander kämpft?“ Er forderte außerdem mehr Bereitschaft, in Sicherheit zu investieren. „Viele werden erst wach, wenn der Schaden schon angerichtet ist.“ Constanze Kurz stimmte ihm zu. „Angriffe sind ja kein Zufall. Da machen sich Menschen Gedanken und dann fliest Geld in einen Angriff.“
Nicht über die Zukunft, sondern über das Hier und Heute sprach Jens Monsees von BMW. Autonomes Fahren sei keine Vision mehr, sondern finde bereits in den Lagerhallen des Automobilherstellers statt, um die Produktion von neuen Fahrzeugen zu beschleunigen. Zusammen mit Partnerfirmen sollen jetzt innovative und vernetzte Produkte entstehen. Dabei sieht er zukünftig das Auto kaum noch als privaten Besitz.
Mobilitätsplattformen und das Auto On Demand seien die Zukunft. „Wenn ich ein Regal bei IKEA abholen will, brauche ich vielleicht einen Transporter. Am nächsten Tag kann es ein etwas kleineres sein“, so Monsees.
Staunende Gesichter beim Exponat des niederländischen Start Ups Vertico. Ein Haus, gebaut von einem Roboter. Gibt's nicht? Doch! "Wir haben neulich ein Haus mit diesem Roboter gebaut, und das Fundament war in 30 Stunden fertig. An unserer Lösung sind viele Unis und Unternehmen interessiert", erklärte Lars Koojman. Das Unternehmen arbeitet eng mit der Uni Eindhoven zusammen. "Jedes Haus, das wir bauen, wird etwas reifer und komplexer. Wir lernen so dazu", so Koojman. Ganz im Sinne der agilen Arbeitswelt.
Chris Boos, Pionier der Künstlichen Intelligenz, wagte einen Blick in die Zukunft. "Man kann sich darüber streiten, ob man sie will oder nicht. Aber KI ist schon da.“ Trotzdem gebe es für die Anwendungen Grenzen. Der Mensch umgebe sich im Service lieber mit Menschen, und Kreativität könne noch nicht auf KI übertragen werden.
Geringe Latenz, hohe Bandbreite und etliche IoT-Möglichkeiten: Claudia Nemat stellte die Chancen von 5G für die Industrie in Deutschland vor. 5G sei die Schlüsseltechnologie für Echtzeitökonomie und bereite das Netz für die Anwendungen von morgen vor. Nemat. „Wir haben den Anspruch, Menschen mit den Möglichkeiten von heute und morgen zu verbinden.“
Volles Haus für den Star des Abends
Rund 2.500 Besucher wollten die Apple-Gründungsgeschichte von Steve Wozniak hören. Schon früh begeisterte Wozniak sich für Elektronik und baute mit elf Jahren ein elektronisches TicTacToe-Spiel. Mit Steve Jobs habe er dann den richtigen Unternehmer an seiner Seite gehabt, sagte Wozniak. Jobs hatte die große Vision, Wozniak das technische Verständnis. Bei der Entwicklung der Apple Computer wollten beide eine offene Plattform für Entwickler schaffen. "Jeder, der für uns etwas entwickelt hat, hat gleichzeitig Werbung für uns gemacht", erklärte Wozniak. Beide wollten außerdem das Leben von Menschen verbessern. „Du brauchst einen Grund und einen Zweck für ein Produkt.“
In der Diskussionsrunde mit Claudia Nemat und Hagen Rickmann ging es auch um Apples Erfolgsrezepte Einfachheit und Nutzerfreundlichkeit. „Wir müssen Themen und Technologien so vereinfachen, dass sie von allen genutzt werden können. Das steht an erster Position, und dafür stehe ich jeden Tag", so Rickmann. Claudia Nemat fügte hinzu: „Wir brauchen dafür Menschen, die neugierig sind, die Ärmel hochkrempeln und etwas dafür tun wollen.“