Im Schulterschluss für mehr Cybersicherheit
Neun Partner aus der Industrie unterzeichnen heute auf der Münchner Sicherheitskonferenz erstmals eine gemeinsame Charta für mehr Cybersicherheit. Die von Siemens initiierte „Charter of Trust“ fordert verbindliche Regeln und Standards, um Vertrauen in die Cybersicherheit aufzubauen und die Digitalisierung weiter voranzutreiben.
Zum Dokument verpflichten sich neben Siemens und der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) die Unternehmen Airbus, Allianz, Daimler, IBM, NXP, SGS und Deutsche Telekom. Unterstützt wird die Charta zudem von Chrystia Freeland, Außenministerin Kanadas und Stellvertreterin für die G7, sowie der EU-Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum, Elżbieta Bieńkowska.
„Wir müssen uns das Vertrauen der Menschen in die Digitalisierung verdienen. Dafür brauchen wir mindestens europaweit verbindliche Sicherheitsstandards, die die gesamte Wertschöpfungskette adressieren und Sicherheitsniveaus von Hard- und Software für Verbraucher und Unternehmen transparent machen“, kommentiert Datenschutzvorstand Thomas Kremer die Beweggründe der Telekom, sich der Charta anzuschließen. Kremer weiter: „Wenn es um Forderungen nach mehr Cybersicherheit geht, gilt: Viel hilft viel. Je mehr starke Partner sich hier zusammenschließen, je besser für die Cybersicherheit.“
Zehn Handlungsfelder für Cybersicherheit
Die Charta zeigt zehn Handlungsfelder für Cybersicherheit auf, in denen Politik und Unternehmen gleichermaßen aktiv werden müssen. So fordert das Dokument, die Verantwortung für Cybersicherheit auf höchster Regierungs- und Unternehmensebene zu verankern und dort ein eigenes Ministerium sowie einen Chief Information Security Officer einzuführen. Zudem sollen verpflichtende, unabhängige Zertifizierungen durch Dritte für kritische Infrastrukturen im Internet der Dinge etabliert werden – vor allem dort, wo es zu gefährlichen Situationen kommen kann: etwa beim autonomen Fahren oder für Roboter in der Produktion, die in Zukunft direkt mit Menschen zusammenarbeiten. Sicherheits- und Datenschutzfunktionen sollen künftig in Technologien vorkonfiguriert und Regeln zur Cybersicherheit ein Teil von Freihandelsabkommen sein. Auch in der Ausbildung und bei internationalen Initiativen erwarten sich die Unterzeichner der Charta mehr Impulse, um Cybersicherheit zu fördern.
„Sichere digitale Netzwerke sind die kritische Infrastruktur, die unsere vernetzte Welt untermauert“, sagt die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland. „Kanada begrüßt die Initiative dieser Schlüsselunternehmen, um einen sichereren Cyberspace zu schaffen. Cybersicherheit wird eine wichtige Rolle in Kanadas G7-Präsidentschaft spielen.“ Für die Münchner Sicherheitskonferenz hat das Thema ebenfalls Priorität. „Die Politik muss eine Führungsrolle einnehmen, wenn es um Transaktionsregeln im Cyberraum geht“, sagt Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. „Entwickeln und umsetzen müssen die Standards aber die Unternehmen, die an vorderster Front die Zukunft des Cyberspace sehen und gestalten. Deswegen ist die Charta so wichtig. Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir das Thema vorantreiben und inhaltlich begleiten.“
Bedrohungen der Cybersicherheit richteten laut dem ENISA Threat Landscape Report allein im Jahr 2016 einen weltweiten Schaden von mehr als 560 Milliarden Euro an. Für einige europäische Länder beziffert sich der Schaden auf 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Und die Bedrohungen der Cybersicherheit nehmen in einer digitalisierten Welt beständig zu: 2017 waren laut Gartner 8,4 Milliarden vernetzte Geräte in Gebrauch – das sind 31 Prozent mehr als 2016. Bis 2020 sollen es bereits 20,4 Milliarden sein.
Die Charter of Trust im Wortlaut finden Sie unter: www.charter-of-trust.com
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