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Philipp Blank

Deutschland-Routing: Mehr Vertrauen ins Netz

Grenzschild der Bundesrepublik Deutschland

Die Telekom will deutschen Internetverkehr nicht mehr über das Ausland leiten. Ein Vorschlag für mehr Sicherheit, der auch auf Kritik stößt.

Unser Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance, Thomas Kremer, hat über die „Wirtschaftswoche“  und die „Rheinische Post“ unsere Idee öffentlich gemacht, deutschen Internetverkehr innerhalb der Landesgrenzen zu belassen („nationales Routing") und nicht mehr über das Ausland zu leiten, wie es heute teilweise der Fall ist.

Wie erwartet gab es sehr unterschiedliche Reaktionen von Wettbewerbern, Medien und im Netz. Die ZEIT online versteht den Vorschlag vor allem als Appell an die Politik. Gigaom.com denkt darüber nach, was das für Konsequenzen für die europäische IT-Industrie hätte und Netzpolitik.org findet immerhin, dass unsere Idee diskussionswürdig ist.

Worum geht es uns? Für uns ist es sehr ärgerlich, dass wir nach vier Monaten immer noch nicht wissen, im welchem Ausmaß ausländische Geheimdienste deutschen Internet- und Telefonverkehr tatsächlich überwachen. Das Geschäftsmodell unserer Branche - und vor allem neue Tätigkeitsfelder wie Clouddienste - hängen vom Vertrauen der Kunden in die digitale Welt ab. Und dieses Vertrauen hat stark gelitten. Wenn es darum geht, Spionage einzudämmen, ist natürlich vor allem die Politik gefragt. Aber auch Telekommunikationsunternehmen können etwas tun, um die Kommunikation ihrer Kunden sicherer zu machen. Die Kooperation für „E-Mail made in Germany“, bei der die Nachrichten verschlüsselt versendet und ausschließlich in deutschen Hochsicherheitsrechenzentren gespeichert werden, ist ein Beispiel dafür. Das nationale Routing wäre eine weitere Maßnahme für mehr Sicherheit im Netz. Immerhin hätten es ausländische Geheimdienste so viel schwerer, auf deutschen Datenverkehr zuzugreifen.In den USA ist so ein nationales Routing übrigens längst umgesetzt. Und der Telekom geht es gar nicht um eine rein nationale Lösung:  In einem zweiten Schritt könnte das Deutschland-Routing auf die Schengen-Länder ausgeweitet werden. Schengen deshalb, weil Großbritannien dafür wohl eher kein Partner wäre. Es geht uns nicht um die „Balkanisierung des Netzes“, wie manche Kritiker befürchten. Selbstverständlich haben Nutzer nach wie vor Zugriff auf sämtliche Internetdienste, wir wollen kein deutsches Netz vom Rest der Welt abkoppeln und natürlich keine iranischen oder chinesischen Verhältnisse. Wenn aber der Internetverkehr zumindest ein bisschen sicherer gemacht werden kann, warum sollten wir es dann nicht tun? Gleichzeitig müssen die Grenzen einer solchen Lösung klar sein: Sobald Dienste außerhalb dieses Routings genutzt werden, gelten die Regeln der jeweiligen Länder. Wer also Facebook und Google nutzt, muss mit amerikanischen Spielregeln leben.

Das bringt uns zu einer weiteren wichtigen Änderung: Wir brauchen jetzt schnell die europäische Datenschutzverordnung, um einheitliche und hohe Datenschutzstandards zu erreichen. Diese Spielregeln würden dann auch für Unternehmen aus Übersee gelten, wenn sie ihre Services in Europa anbieten wollen. So könnte das Vertrauen der Menschen ins Internet tatsächlich ein Stück weit zurückgewonnen werden. Die zunehmende Bedeutung, die das Netz für Gesellschaft und Wirtschaft hat, wäre diesen Einsatz allemal wert.

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