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René Bresgen

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„Kultur ist Seelen-Relevant“

Die Pandemie erschwert das Kulturerleben der Menschen. Wie sie sich auf die Kunstszene auswirkt, warum digitale Räume das gemeinschaftliche Live-Erlebnis nicht ersetzen und welche Highlights die Art Collection Telekom 2021 plant, verraten Antje Hundhausen und Margret Fischer im Interview.

Eröffnung im Ludwig Museum Budapest - eine der wenigen öffentlichen Ausstellungen der Art Collection Telekom in 2020.

Eröffnung im Ludwig Museum Budapest - eine der wenigen öffentlichen Ausstellungen der Art Collection Telekom in 2020.

Als Verantwortliche der Art Collection Telekom sind Sie nah am Puls der Kulturschaffenden. Wie hat sich das letzte Jahr auf die Kunstszene ausgewirkt?

Antje Hundhausen, Leiterin 3D Brand Experience

Antje Hundhausen, Leiterin 3D Brand Experience © MMS#2018080970003016

Antje Hundhausen: Corona hat die Kunstszene hart getroffen. Die gesamte kulturelle Branche liegt brach. Es gibt keine Live-Konzerte mehr, Galerien und Museen sind geschlossen. Die freischaffenden Künstler leiden unter der Situation besonders. Finanziell, weil sie keine Aufträge haben und sie ihre Kunst ohne Galerien und Ausstellungen nicht verkaufen können. Und mental, weil das gemeinsame Erleben im physischen Raum fehlt. Digitale Formate können das nur teilweise ersetzen. Kunst, Musik, Kommunikation, das gemeinsame Erleben – das ist es, was uns als soziale Wesen ausmacht. Kultur ist Seelen-Relevant, ist Nahrung für die Seele.

Margret Fischer: Wir beobachten ein größeres Gefälle in der Kunstszene durch Corona. Bei den meisten Kunstschaffenden und Galeristen sind die Umsatzeinbrüche enorm. Nur einige wenige Etablierte sind von der Pandemie weniger betroffen, denn die Kaufbereitschaft für repräsentative Kunst ist gewachsen. 

Kunst findet jetzt mehr im digitalen Raum statt. Welche Formate und Entwicklungen finden Sie hier besonders spannend?

Margret Fischer: Inzwischen gibt es zahlreiche Museen und Galerien, die ihre Ausstellungen in den digitalen Raum verlängern. Ein kostenfreier Service, der es allen ermöglicht, aktuelle Ausstellungen in fernen Ländern oder Städten zu besuchen oder im Nachhinein noch einen Blick darauf zu werfen. Auch die Ausstellungen der Art Collection Telekom sind als 3D-Touren und Talks mit den Künstlern virtuell verfügbar. Unsere letzte Ausstellung „Keeping the Balance“ in Budapest beispielsweise konnten nur die Ungarn besuchen, da die Grenzen aufgrund der Pandemie geschlossen waren. Deshalb sind wir besonders froh, dass sie digital auf unserer Website für jeden zugänglich ist. 

Antje Hundhausen: Ich finde spannend, wie Johann König seit letztem Jahr den Instagram-Kanal @koeniggalerie nutzt und über Live Stream im Gespräch mit Künstlern und Kritikern Rundgänge durch die Galerie zeigt. Die Galerie König hat im letzten Jahr auch eine rein digitale Ausstellung in einer eigens dafür programmierten App eröffnet. Die App bildet Teile der Räumlichkeiten nach und macht sie über einen kleinen Avatar begeh- und vor allem bespielbar. Der Avatar überwindet die Grenzen der Physik und der Logik und ermöglicht so eine ganz neue Raumerfahrung. 

Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Art Collection Telekom?

Margret Fischer, Projektleiterin Art Collection Telekom

Margret Fischer, Projektleiterin Art Collection Telekom

Margret Fischer: Es gab und gibt zahlreiche Einschränkungen bei geplanten Ausstellungen und Live-Aktivitäten. Aber wir nehmen als Telekom unsere gesellschaftliche Verantwortung an vielen Stellen wahr und unterstützen Kulturschaffende. Nicht nur im Musikbereich mit Konzerten wie #lauterwerden und anderen digitalen kulturellen Formaten. Als Art Collection Telekom baten wir beispielsweise unsere Künstler*innen, kleine Videos zu produzieren, die wir dann in der Art Collection Telekom-App sowie auf unserer Webseite und bei Instagram zeigen.

Sie haben das Jahr außerdem genutzt, um das Engagement der Telekom an der Schnittstelle von Kunst und Technologie auszuweiten – inwiefern?

Antje Hundhausen: Wir haben schon länger überlegt, wie ein sinnvolles Engagement der Telekom als technologischer Vernetzer und ‚Enabler‘ in der Kunst aussehen könnte. Aufgrund der eigenen Ausrichtung des Konzerns war es uns wichtig ein Modell zu finden, das Künstlerinnen und Künstlern neue Felder eröffnet, die eng mit den neuen Technologien verbunden sind. Im letzten Jahr haben wir dann zusammen mit der renommierten Ars Electronica die ArtScience Residency ins Leben gerufen. Es ist ein neues Programm, ein Stipendium für Künstler*innen aus Ost- und Südosteuropa. Es verbindet Technik, Forschung und Kunst und soll für diese Bereiche neue Impulse setzen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der sozialen Verantwortung und den gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die neuen Technologien stattfinden, sowie auf den Themen Nachhaltigkeit und Digitale Demokratie. 

Gibt es schon erste Ergebnisse?

Antje Hundhausen: Die erste Künstlerin, die in diesem Jahr gefördert wird, ist die griechische Medien-Künstlerin Kyriaki Goni. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Datafizierung, der menschlichen und nicht-menschlichen Beziehungen. Während der ArtScience Residency untersucht sie in Kooperation mit dem Labor für Roboterpsychologie die Möglichkeiten eines affektiven KI-Systems. Wir sind sehr gespannt auf den Dialog mit ihr und auf die Ergebnisse, die sie im Herbst auf dem Ars Electronica Festival in Linz präsentieren wird.

Der Neustart der Telekom-Sammlung ist mittlerweile zehn Jahre her. Wie profitiert die Kunstszene in Osteuropa vom Engagement der Telekom?

Antje Hundhausen: Mit der Neuausrichtung haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Denn wir leisten inzwischen einen sichtbaren Beitrag für die Entwicklung der Kunstszene in Osteuropa. Zum einen zahlt sich unsere Unterstützung unmittelbar für junge zeitgenössische Künstler*innen aus, indem wir ihnen eine Bühne in ganz Europa bieten und zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Zum anderen merken wir die positive Entwicklung auch daran, dass die Telekom immer öfter gebeten wird, Werke aus ihrer Sammlung für Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Seit 2014 wurden die Kunstwerke der Art Collection Telekom in insgesamt 16 Ländern gezeigt. Nicht zuletzt fördern wir mit unserem Engagement auch die kulturelle Infrastruktur in den Ländern Osteuropas. 

Mit „Halbwahrheit“ von Pravdoliub Ivanov hat die Telekom im Konzernhaus Berlin Kunst im Raum installiert.

Mit „Halbwahrheit“ von Pravdoliub Ivanov hat die Telekom im Konzernhaus Berlin Kunst im Raum installiert.

Wirkt sich das Kunst-Engagement auch positiv auf die Telekom aus?

Margret Fischer: Ja, durchaus. Kunst verbindet Menschen, und das weit über das Business hinaus. Wir kooperieren immer mit den Kolleg*innen der Ländergesellschaften vor Ort. Sie sind sehr engagiert und unterstützen uns organisatorisch und kommunikativ. Über die Zusammenarbeit zu „Keeping the Balance“ haben wir beispielsweise István Kutas für das Kunstkuratorium gewonnen. István leitet die Unternehmenskommunikation bei der Magyar Telekom. Er begleitet unser Kunstengagement nun dauerhaft in Ungarn.

Mit Blick auf das vor uns liegende Jahr. Was sind die Highlights der Art Collection Telekom?

Margret Fischer: Die ArtScience Residency in Zusammenarbeit mit der Ars Electronica und Kyriaki Goni ist ein großes Highlight für uns. Wir finden es wichtig, dass zeitgenössische Kunst gesehen, erfahren, erlebt und diskutiert wird. Darum planen wir, natürlich abhängig von der Entwicklung der Pandemie, weiterhin Ausstellungen zu realisieren. Dafür sind aktuell die Städte Sofia (Bulgarien) und Skopje (Nordmazedonien) im Gespräch. Zudem werden wir unseren Kunst-Rundgang im Erdgeschoss der Zentrale erweitern – und sobald wie möglich auch wieder Führungen anbieten. Außerdem prüfen wir gerade Konzepte für unsere Konzernhäuser in Deutschland, um dort Werke der Sammlung allen Mitarbeitern und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Antje Hundhausen: Es gibt auch Überlegungen mit der Kunst in unsere Shops zu gehen. Gute Beispiele dafür wären der neue Flagshipstore in Stuttgart oder das im Dezember eröffnete Experience Center in Prag. Dort sind bereits einige Dinge geplant, sobald wir die Türen wieder öffnen dürfen und kleinere Live-Events möglich sind. Hier werden wir dann auch Talks und Kunstevents integrier. Wir wollen den Künstler*innen und ihren Werken eine möglichst breite Plattform geben, ihre Geschichten erzählen und dadurch zum Gedankenaustausch anregen. Aktuell geschieht das vorwiegend digital. Aber ich bin zuversichtlich, dass auch bald wieder Ausstellungen und öffentliche Events möglich sind.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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Weitere Informationen zum vielfältigen Sponsoring-Engagement der Telekom in unserem Special.

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