Archiv

Archiv

Konzern

"Mit meinem Job wache ich morgens auf"

Jens Thees traf als einer der ersten Spezialkräfte der Telekom im Hochwassergebiet ein. Der Techniker arbeitete mit daran, dass wichtige Betriebsstellen in Prüm und Gerolstein in der Eifel bald wieder für die Kund*innen am Netz waren. 

Techniker in der Vermittlungsstelle.

Im Keller der Vermittlungsstelle Gerolstein, die ein wichtiger Knotenpunkt der Region ist. Das Wasser ist bereits abgepumpt, der Schlamm beseitigt. Jens Thees (links) und sein Kollege Mathias Mergens stellen die Stromzuführung vom Einspeisepunkt des örtlichen Stromversorgers zur mobilen Ersatzanlage, dem Save-T Container, her.

Als Jens Thees am Morgen nach dem Unwetter im Westen aus dem Hunsrück in Rheinland-Pfalz in die Eifel fährt, bahnt er sich seinen Weg durch Straßen voller Unrat und Schlamm. „Bilder, die man nicht vergisst“, sagt er, wohl wissend, dass es im Ahrtal noch weitaus heftiger aussieht. Jens Thees ist im Bereitschaftsdienst. Schon in der Nacht zu Donnerstag hat er laufend die Unwettermeldungen im Auge. Nach dem frühmorgendlichen Anruf aus der Zentrale macht er sich direkt von zu Hause auf den Weg. Er fährt zunächst Richtung Prüm, ein Team-Kollege direkt nach Gerolstein. In Prüm war der Strom einer Betriebsstelle ausgefallen und damit Mobilfunk und Festnetz. Um ein Notstromaggregat beim Telekom-Nachschub zu bestellen, fahren Thees und ein Kollege auf eine Anhöhe. Dort hat das Handy Verbindung. Binnen weniger Stunden bringen sie die Technik wieder ans Laufen. Kund*innen, die an einen der grauen Kästen zwischen ihnen und der Betriebsstelle angeschlossen sind, dürften seither wieder Verbindung haben. Wo Wasser und Schlamm den Verteilerkasten weggerissen haben, sieht das leider noch anders aus.

Thees fährt weiter nach Gerolstein. Dort steht eine größere Betriebsstelle der Telekom unter Wasser, eine so genannte „K-VSt“ (Kontrollvermittlungsstelle). Von hier aus wird nicht nur Gerolstein versorgt. An diesem wichtigen Knotenpunkt hängen auch weitere kleinere Betriebsstellen mit insgesamt 16.000 Haushalten und circa 200 Unternehmen bis ins Saarland hinein. Zudem sind 36 Mobilfunkstandorte angebunden.

Videos: Telekom-Einsatz in Gerolstein


 
In solchen Technik-Einheiten münden Kabel, die deutschlandweit den Kern des Telekom-Netzes ausmachen. Wie riesige Datenautobahnen. Hier verzweigen sich diese Fernstrecken hin zu kleineren Knotenpunkten und Mobilfunkstationen, und letztlich auch hin zu den grauen Kästen auf der Straße und weiter zu den Kund*innen. Für all das gibt es spezielle technische Ausrüstungen. Diese sammeln die Mobilfunk- und Festnetz-Verkehre aus allen Richtungen ein und leiten sie weiter, einfach ausgedrückt. Auch spezielle Verkehre wie etwa für Behörden oder so genannte hochbitratige Leitungen für Unternehmen. Also alles voller Kabel und Elektro-Technik, auf Strom angewiesen – und sehr wasseranfällig.
 

Am Tag nach dem Unwetter: die Vermittlungsstelle in Gerolstein.

Am Tag nach dem Unwetter: die Vermittlungsstelle in Gerolstein.

Thees klettert über Paletten und Kabeltrommeln über das Wasser im Hof hinweg, um trockenen Fußes zu einer Laderampe zu gelangen. Kollegen haben dort schon eine Tür öffnen können. Innen: Wasser und Schlamm. "Da heißt es einen kühlen Kopf bewahren", so der 41-Jährige. "Du siehst nur das Chaos und musst das erst sortieren." Die Kollegen stellen fest: Die Festnetztechnik ist weitgehend zerstört. Die Mobilfunktechnik erscheint unversehrt, doch es fehlt Strom. Der Keller bis zur Decke unter Wasser, hier liegen Kabelverteiler und Stromanschlüsse. Die Steckverbindungen der Patchkabel des Glasfaserverteilers dort, so zeigt sich später, haben aufgrund fester Arretierungen den Wasser- und Schlammmassen standgehalten.
 
Von irgendwoher besorgt jemand ein Flipchart, auch Stühle. Einer nimmt das Zepter in die Hand. Thees: "Das ist in einer solchen Situation enorm wichtig." Sie machen einen Plan. Gleichen die Situation mit ihren Listen ab. Diese zeigen, was in welchem Raum steht. Was ist am wichtigsten, was muss wann wo als erstes repariert werden. 

"Man funktioniert einfach"

Noch in der Nacht treffen Technisches Hilfswerk, Feuerwehr sowie der Telekom-Katastrophenschutz ein. Die Einsatzkräfte saugen Schlamm weg und pumpen den Keller aus, so dass Jens Thees und seine Kollegen tags darauf auch dort rein können. „Ein schlimmer Anblick, das war mal ein vertrauter Arbeitsraum“, so der Techniker. „Das Wasser hat sogar Stahltüren zerdrückt." Unten waren zum Beispiel Geräte "abgesoffen", die mit dem noch intakten Glasfaserverteiler zusammenhingen. Mittlerweile stehen bereits Notstromaggregate und damit auch der Mobilfunk. Thees stellt zusammen, was noch sofort gebraucht wird, und schickt die Bestellung an die Telekom raus. Zum Glück hat das Handy hier noch etwas Signal dafür. Um 13.30 Uhr trifft darauf der entsprechend bestückte Container der Telekom ein. Eine Mobile Ersatzanlage namens "Save-T" vom Disaster Recovery Management der Telekom. Die Techniker arbeiten unter Hochdruck. In Schichten rund um die Uhr. Sie spielen die gesicherten Datenbanken der K-Vst ein, verbinden alles mit der noch intakten Ausrüstung. Nach und nach stellen sie übers Wochenende die Verbindungen wieder her. Am Montag sind bereits 12.000 von 16.000 Kundinnen wieder am Netz. Weiter geht es für die Kollegen mit einzelnen Datenleitungen, zum Beispiel für EC-Cash, etwa in Geschäften und Tankstellen.

Urlaub storniert

Thees kämpft wie andere auch mit Müdigkeit in der tagelang anstrengenden Situation: “Man funktioniert einfach.“ Die Telekom-Fachleute unterstützen sich gegenseitig, und das weit über ihre gewohnten regionalen Einsatzgebiete hinweg. Diese Kollegialität tut Jens Thees gerade bei diesem Einsatz gut, wie er sagt. „Kann ich euch unterstützen“, oder „Komm, ich mach‘ für dich weiter. Geh du jetzt nach Hause und ruh dich aus“ – so heißt es öfter in diesen Tagen. Einige haben ihren Urlaub extra abgebrochen. Jens Thees hat seinen storniert. Als nächstes arbeitet er im Ahrtal weiter. So ganz abschalten kann er wie viele andere nicht. „Abends gehe ich mit den Gedanken an den Job ins Bett und wache morgens damit auf: Habe ich an alles gedacht?“ Er organisiert in Gedanken den kommenden Einsatz, denkt an Verbindungen, die noch zu schalten sind – und an die Menschen, für die er das macht.

210722-Gerolstein-NBC

Bei Katastrophen: Das Disaster Recovery Management der Telekom

Bei Bränden, Hochwasser und anderen Notfällen sorgt das Disaster Recovery Management dafür, dass die Kommunikation schnell wieder hergestellt wird. Und auch bei großen Veranstaltungen helfen die speziellen Telekom-Techniker. Im Rahmen der Telekom Netz Tour 2018 durften wir die heiligen Hallen des DRM betreten.

FAQ