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Markus Jodl

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Telekom Technik-Chef stellt sich den Fragen aus dem Netz

Walter Goldenits, Technik Chef bei der Telekom, beantwortet zehn interessante Fragen, die wir auf Youtube, Facebook und Twitter gesammelt haben.

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Walter Goldenits (links) ist Technik-Chef bei der Deutschen Telekom. Markus Jodl (rechts) stellt ihm Fragen aus dem Netz.

Er ist der Herr der Netze und der Türme - genau gesagt, der Mobilfunkmasten. Walter Goldenits (49) ist seit Januar 2017 Technikchef der Deutschen Telekom. Und wer Fragen hat zum Mobilfunkausbau, zu 5G, zu Glasfaser und zum Gigabit-Internet - der findet keinen kompetenteren Ansprechpartner als den Mathematiker und begeisterten Hobbysportler (Golf, Laufen, Fußball) aus dem Burgenland im Osten Österreichs.

Wie schon vor einem Jahr haben wir über YouTube, Twitter und Facebook erneut Fragen von Telekom-Kunden an Walter Goldenits gesammelt. Warum ist die LTE-Versorgung beim Bahnfahren oft immer noch schwierig? Setzt die Telekom künftig ganz auf 5G? Und welche Möglichkeiten gibt es für Kunden, die immer noch langsamer als mit 50 Megabit ans Internet angeschlossen sind?

Unter dem Motto "Frag doch mal den Chef!" beantwortet Walter Goldenits zehn neue spannende Fragen.

Warum ist zum Beispiel auf der Bahnstrecke Hamburg - Berlin keine durchgehende Mobilfunkversorgung möglich?

"Beim Thema Bahnversorgung haben wir eine sehr komplexe Thematik vor uns", erklärt Walter Goldenits. Einerseits schirmen die Züge Mobilfunksignale erstklassig ab: "Im Moment sind die Züge so ausgestattet, dass sie im Grunde faradaysche Käfige sind, die auf den Schienen dahinrollen."

Ein ICE im Leipziger Bahnhof.

ICE in Leipzig

Zum anderen hat die Deutsche Telekom Probleme, tatsächlich die Standorte für Mobilfunkstationen entlang der Strecken zu bekommen, die sie bräuchte: "Mir ist bewusst, dass wir die Bahnversorgung signifikant verbessern wollen. Aber gerade beim Beispiel Hamburg - Berlin suchen wir konkret 34 Standorte. Wir wissen, wo die Kunden ein schlechtes Kundenerlebnis haben. Und wir wollen das auch verbessern. Nur gibt es eben Komplikationen in der Standortfindung. Und dann haben wir das Thema Genehmigungen. Da gibt es zum Beispiel einen Bannwald. Und im Bannwald ist es an und für sich nicht erlaubt, eine Mobilfunkstation zu bauen."

An Bahnstrecken kann die Telekom ihren Versorgungsauftrag also nicht durchgehend erfüllen?

Das ist tatsächlich so, räumt Walter Goldenits ein: "Wenn der Bannwald höher priorisiert wird als der Mobilfunk, gibt es eben keine Versorgung. Im Grunde genommen versuchen wir natürlich alles Mögliche, um diese Gebiete und Gegenden auch zu versorgen. Nur wenn es uns vom Gesetzgeber nicht erlaubt wird, hier Mobilfunkanlagen zu installieren, bleibt uns nichts anderes übrig, als zur Bundesnetzagentur zu gehen und zu sagen, wir bekommen hier keine Genehmigung, einen Standort zu errichten."

Investiert die Telekom ab 2021 nur noch in 5G?

Walter Goldenits stellt klar, dass der Aufbau des 5G-Netzes und die Weiterentwicklung von 4G bei der Deutschen Telekom Hand in Hand gehen: "Alle Standorte, die wir neu aufbauen, werden in der Lage sein, auch 5G zu senden. Wir werden natürlich, wenn wir in den Städten noch mehr Kapazität bringen, nicht nur 5G-Kapazität bringen, sondern auch viel 4G-Kapazität."

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Das Innenleben einer 5G-Antenne

Der Grund liegt auf der Hand: "Viele unserer Kunden verwenden derzeit 4G-Endgeräte. Und die wollen wir natürlich nicht vernachlässigen. Und gleichzeitig sagen wir: 5G kommt, wir wollen hier die Führerschaft am Markt behaupten. Das heißt, alles, was wir in 4G machen, muss auch 5G-tauglich sein - und wird bei Bedarf mit Software auf 5G aktiviert."

Warum dauert es oft so lange zwischen dem Aufstellen eines neuen Mastes und der Inbetriebnahme?

Telekom-Kunden, die sich wundern, warum bis zur tatsächlichen Inbetriebnahme eines neuen Mobilfunkmastes oft relativ viel Zeit vergeht, verrät Technikchef Goldenits die Hintergründe: "Der Mast an sich stellt ja nur die passive Infrastruktur dar. Das ist im Grunde genommen Beton und Stahl."

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Funkmast in Schulzendorf bei Berlin

Doch damit ist meist noch nicht einmal die halbe Arbeit erledigt. Denn: "Die Mobilfunkanlage muss ja angebunden werden - zum einen ans Stromnetz, zum anderen an unser Glasfasernetz. Die aktive Technologie muss vor Ort gebracht werden, in Zukunft wird das aktive Antennentechnologie sein. Und zu guter Letzt muss dieser Standort in unser Netz integriert werden. Das braucht Zeit. Klar würde ich mir wünschen, dass das schneller geht. Aber im Grunde genommen ist es uns wichtig, dass wir qualitativ hochwertig abliefern. Und dafür braucht es eben diese Arbeitsschritte."

Warum schließt ihr Funklöcher auf dem Land nicht schneller, indem ihr Masten von O2 und Vodafone mitnutzt, anstatt immer eigene Standorte zu suchen?

Hier rennt der Fragesteller beim Telekom-Technikchef offene Türen ein: "Wir sind offen für Kooperationen, wir wollen vorhandene Infrastruktur vor allem im ländlichen Raum mitnutzen. Wir bieten auch unseren Mitbewerbern unsere Infrastruktur an. Wir sehen hier eine Win-Win-Situation." Walter Goldenits erklärt die Vorteile solcher Modelle: "Zum einen können wir in unwirtschaftlichen Gebieten Wirtschaftlichkeit herstellen, indem wir die Standorte teilen. Und zum anderen profitiert die ländliche Bevölkerung. Denn dann kommt Mobilfunk nicht nur von einem Betreiber, sondern möglicherweise von zwei oder drei."

Wird es in Zukunft auch andere Möglichkeiten geben, die letzte Meile zu überwinden?

Die berühmte "letzte Meile" - sie verbindet die Häuser und Wohnungen der Kunden mit dem Netz der Deutschen Telekom. Sie wurde in der Vergangenheit (auf Kosten der Geschwindigkeit) häufig noch mit Kupferkabeln realisiert. Mittlerweile lautet das Zauberwort der Telekom hier "FTTH" (Fiber to the Home). Auf gut Deutsch: Schnelle Glasfaserleitungen reichen bis hin zum Kunden. Doch es gibt auch Alternativen, wie Walter Goldenits verrät: "Ich würde sagen, die Zukunft hat hier bereits begonnen. Wir haben in Bad Honnef einen Pilotversuch laufen, bei dem wir die letzte Meile mit Funk überwinden. Das heißt, der Kunde bekommt eine Außenantenne, und ist dann Gigabit-fähig."

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Das funktioniert aber nur unter optimalen Bedingungen, wie Walter Goldenits weiß: "Man braucht zwischen dem Sender und dem Empfänger eine direkte Sichtverbindung. Man muss nur ein Löschblatt dazwischen halten, und schon geht die Bandbreite runter und verschwindet irgendwann bei Null. Das heißt, da gibt es ein paar technische Herausforderungen, die man meistern muss." Im Moment wertet die Telekom die Testergebnisse aus und analysiert, wo und wie die Topologie in Deutschland zu dieser Technik passt. Langfristig kann und soll aus dieser Technologie dann ein fertiges Produkt für die Kunden werden.

Verlegt die Telekom jetzt in Neubaugebieten immer FTTH?

Hier stellt der Technikchef klar, dass das schnelle FTTH bei der Telekom tatsächlich höchste Priorität besitzt: "FTTH ist unser Steckenpferd im Festnetz. Wir haben vor, bis zu zwei Millionen Haushalte pro Jahr mit FTTH zu erschließen." Dabei gibt es nur kleine Einschränkungen: "Wenn wir ein Neubaugebiet neu erschließen, dann in der Regel mit FTTH. Denn das ist die Zukunftstechnologie. Wenn aber in einem Neubaugebiet, das zum Beispiel erst vor zwei Jahren mit Super Vectoring erschlossen wurde, eine Lücke geschlossen wird, dann wird meist noch Super Vectoring verbaut - sprich, der letzte Schritt mit Kupfer gemacht. Aber die Grundregel bei uns im Ausbau ist: Neue Neubaugebiete werden mit Glasfaser angebunden."

Was passiert mit Kunden, die immer noch mit unter 50 Megabit pro Sekunde angebunden sind?

Solche Anschlüsse liegen meist in Gebieten, in denen sich schnellere Verbindungen wirtschaftlich nur schwierig realisieren lassen. Doch Walter Goldenits kann diesen Kunden durchaus Hoffnung machen: "Wenn wir über die Versorgung von Kunden sprechen, die zum Beispiel heute noch ADSL mit 16 Megabit haben, gibt es mehrere Möglichkeiten. Das eine ist, dass wir mit unserem Hybridprodukt, sprich mit der Bündelung von Festnetz und Mobilfunk, die Bandbreite in die Höhe bringen. Das ist ein Zwischenschritt. Die andere Möglichkeit sind Förderprogramme des Bundes oder der Länder, mit denen dann diese Gebiete erschlossen werden." Genau wie andere Unternehmen bewirbt sich auch die Telekom um solche Förderungen - die es dann ermöglichen, auch Gegenden ans schnelle Festnetz anzubinden, in denen das bisher aus finanziellen Gründen nicht möglich war.

Wann verwendet die Telekom neue Verlegemethoden?

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Mit dem Trenching kommt das Kabel schneller unter die Erde.

Das Verlegen von Glasfaserkabeln mit einer Art Plug, das so genannte Trenching, ist nur eine der alternativen Verlegemethoden, mit denen die Telekom bereits arbeitet, und die zeitgemäße Internetanschlüsse noch schneller zu den Kunden bringen. Technikchef Goldenits wünscht sich, dass sich solche Methoden noch schneller durchsetzen - weist aber darauf hin, dass die Telekom hier stark von behördlichen Genehmigungen abhängig ist: "Dass man auf den Baustellen der Telekom meistens immer noch traditionellen Tiefbau sieht, stört mich genauso wie den Fragesteller. Ich würde viel lieber sehen, dass wir Methoden wie Trenching verwenden können, die günstiger und schneller sind." Denn die Vorteile sind offensichtlich: "Zwischen traditionellem Bau und Trenching steigt die Bauleistung pro Tag ungefähr um den Faktor acht bis zehn. Ich würde mich auch freuen, wenn wir mehr oberirdisch verlegen könnten. Wie wir auf diese Weise Glasfaser noch schneller zu den Kunden bringen, hängt jetzt an der Akzeptanz der Behörden."

Wie würde sich die Telekom ein künftiges Vergabeverfahren für Mobilfunkfrequenzen vorstellen?

Die 5G-Mobilfunkauktion wurde erst vor wenigen Monaten abgeschlossen. Und die Vergabe weiterer 5G-Frequenzen erfolgt wohl erst 2025. Bis dahin, so Walter Goldenits, wäre also genug Zeit, sich grundsätzlich Gedanken zu machen, wie solche Frequenzen in Deutschland an die Mobilfunkbetreiber vergeben werden: "Die Frage ist natürlich, gibt es Alternativen zur klassischen Auktion? Beispielsweise in Skandinavien werden die Frequenzen nicht auktioniert. Stattdessen wird den Netzbetreibern dort nahegelegt, etwas Gutes für die Bevölkerung zu tun. Und statt Auktionsgeld einzunehmen, wird einfach ins Netz investiert. Und ich glaube, diese Wege sollte man durchaus diskutieren, wenn man die nächsten Auktionen in Betracht zieht."

Das ganze Interview als Video:

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Walter Goldenits, Geschäftsführer Technik Telekom Deutschland

Technik-Chef: "Wir erfüllen die Breitbandziele"

Nach Auffassung des Europäischen Rechnungshofes droht Deutschland beim Breitband-Ausbau in den kommenden Jahren den Anschluss zu verlieren. Walter Goldenits, Geschäftsführer Technik Telekom Deutschland, erklärt im Interview die Position der Deutschen Telekom.

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