Archiv

Archiv

Blog.Telekom

Marion Kessing

1 Kommentar

5G-Optimierung: Das Geheimnis der Skibox auf dem Autodach

Im zweiten Teil des Specials zum Thema Netzoptimierung verrät Christoph Lensch, wie seine Arbeit in der Praxis aussieht – und was die Telekom in Sachen 5G noch alles in petto hat.

Damit 5G noch schneller läuft und noch größere Gebiete abdecken kann, testen und messen Netzoptimierer bundesweit vor allem neue Mobilfunkstandorte, aber auch bestehende Anlagen. Und sie tüfteln so lange an den Einstellungen und Parametern, bis die Telekom-Kunden tatsächlich die optimale Leistung erhalten.

Die Skibox auf dem Autodach 

Christoph Lensch und seine Kolleginnen und Kollegen sind meist mit Messfahrzeugen unterwegs, auf deren Dach eine Art Skibox montiert ist – zumindest sieht der große Koffer so aus. Das Technik-Team ist damit aber nicht auf dem Weg in den Urlaub. Statt einer Ski-Ausrüstung befinden sich in der Box Smartphones, deren Empfang und Leistung während der Fahrt kontinuierlich gemessen werden. Zwischen den Handys befindet sich ein Scanner, der das Mobilfunksignal aufzeichnet. Dabei wird verglichen, was vom tatsächlichen Signal bei den Smartphones ankommt. „Wir haben Autos, die von morgens bis abends den ganzen Tag durch die Gegend fahren. Die fahren alle Autobahnen ab, oder große Städte – damit wir möglichst unser ganzes Netz erfassen“, plaudert Netzoptimierer Lensch aus dem Nähkästchen, beziehungsweise aus der Dachbox.

Beim Messfahrzeug, das er in Bonn demonstriert, sind vier Smartphones verschiedener Hersteller in der Box untergebracht, beziehungsweise in kleinen Schachteln versteckt. Diese Hüllen dämpfen das Mobilfunksignal um rund 7 Dezibel. Dadurch ist der Empfang in der dünnen Kunststoff-Box auf dem Dach mit der Situation im Inneren eines Autos vergleichbar, in dem die Fenster das Signal deutlich abschwächen. Messtechnik auf dem Rücksitz des Fahrzeugs zeichnet in Echtzeit alle Daten der Smartphones und des Mobilfunkscanners auf.

Telekom-Techniker vor einem Messfahrzeug

Christoph Lensch gewährt Einblicke in das Messfahrzeug

Der Trick für mehr 5G-Empfang

Genau genommen ist 5G in der momentanen Anfangsphase noch gar kein eigenständiges Mobilfunknetz. Genau wie kleine Kinder braucht es zu Beginn noch Unterstützung – in diesem Fall von 4G bzw. LTE, das den Verbindungsaufbau besorgt, und 5G damit praktisch huckepack nimmt. Erst die eigentliche schnelle Datenübertragung passiert dann via 5G. Der Fachbegriff lautet „Anchoring“ – weil 5G sozusagen einen Anker Richtung LTE wirft, um sich ins Netz ziehen zu lassen.

Die Feinabstimmung zwischen LTE und 5G ist eine der größten Herausforderungen für die Netzoptimierer der Telekom. Denn es gibt verschiedene Frequenzen von LTE und 5G. Und momentan unterstützt noch nicht jedes Smartphone alle Kombinationen der beiden Mobilfunkstandards. Christoph Lensch erklärt in Bonn ein Beispiel: „Hier haben wir jetzt einen Standort mit den Frequenzen LTE 1800 und LTE 900, also mit den beiden möglichen Ankern für 5G. Aber das Endgerät, das wir hier haben, kann nur LTE 900 als Anker nutzen.“ Hier kommt ein Trick ins Spiel, das sogenannte Inter-Site-Anchoring, das die Reichweite von 5G-Standorten deutlich erhöht. Dabei kann beispielsweise ein Smartphone, das nur den LTE-900-Anker akzeptiert, an einem reinen LTE-1800-Standort eine benachbarte Zelle quasi „anzapfen“ – und so dann doch das viel schnellere 5G nutzen.

Tablet wird von einem Mann in der Hand gehalten

Unser Netzoptimierer erklärt noch einmal in der Praxis, wie Intersite-Anchoring funktioniert.

Das Rätsel um die 5G-Anzeige im Display

Viele Telekom-Kunden, die sich jetzt zum ersten Mal ein 5G-Smartphone angeschafft haben, wundern sich, dass sie nicht kontinuierlich das 5G-Netzsymbol oben auf ihrem Bildschirm sehen, sondern häufig noch die altbewährte LTE-Anzeige. Netzoptimierer Lensch kann das Rätsel lösen: „Das ist einfach so, dass man erst dann die 5G-Anzeige bekommt, wenn wirklich aktiv Daten übertragen werden – wenn man zum Beispiel Videos schaut, Musik hört oder E-Mails überträgt.“

Auch das hat mit der Tatsache zu tun, dass LTE das neue 5G huckepack ins Netz mitnimmt. Im Normalfall hat der Kunde also den gewohnten LTE-Empfang, der auch entsprechend angezeigt wird. Und sobald schneller Datentransfer benötigt wird, schaltet sich 5G ein – und taucht dann auch auf der Anzeige im Display auf. Telekom-Kunden müssen sich also keine Sorgen machen. Auch wenn auf dem Bildschirm LTE angezeigt wird: 5G wartet an entsprechenden Standorten jederzeit auf seinen Einsatz.

Messtechnik im Inneren eines Autos

Die erfassten Daten werden zwar erst im Büro ausführlich analysiert, aber schon bei der Fahrt wirft der Netzoptimierer einen ersten Blick darauf.

Auch die Uploads werden schneller

Wenn es um das Tempo von 5G geht, ist fast immer von Download-Geschwindigkeiten die Rede – also von den spektakulären Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde und mehr, mit denen Daten aufs Endgerät geladen werden. Genauso wichtig ist im modernen Internet aber der Upload – das Hochladen von Videos auf YouTube, von Fotos auf Instagram, oder von Dokumenten in die MagentaCLOUD.

Auch hier hat 5G in den letzten Monaten bei der Telekom bereits enorm viel dazugelernt. Denn zum Start lief der Upload auch für 5G-Endgeräte noch komplett über LTE. Das hat sich mittlerweile geändert. Optimierungs-Experte Lensch verrät, wieso: „Wir haben ein Feature eingeschaltet, das ist ein bisschen aufwändiger zu konfigurieren. Dadurch können wir auch für den Upload den 5G-Pfad nehmen, und kommen da in der Theorie auf Geschwindigkeiten von 165 Megabit pro Sekunde.“

In der Praxis bei der Vor-Ort-Demo in Bonn bedeutet das 130 bis 140 Megabit im Upload. Selbst Fachmann Christoph Lensch staunt, wie schnell das „5G-Nesthäkchen“ hier dazugelernt hat: „Vor dieser Optimierung hatten wir im Upload circa 50 bis 60 Megabit. Und wenn man mal vergleicht, gut 150 Megabit im Upload – vor zwei Jahren waren wir stolz darauf, das mit LTE im Download zu haben. Hier sieht man die Evolution in den letzten zwei Jahren, was da geschafft wurde. Das ist schon bemerkenswert.“

So wird 5G weiter optimiert 

Um das neue 5G-Netz schon jetzt optimal zu nutzen, sind die Telekom-TechnikerInnen auf möglichst viele Kundendaten angewiesen, die sie – natürlich vollständig anonymisiert – analysieren können. Denn daran zeigt sich, wie sich bestimmte Mobilfunk-Standorte mit ebenso bestimmten Smartphone-Modellen „verstehen“. Weil derzeit noch relativ wenige Nutzer im 5G-Netz unterwegs sind, fließen diese Daten bisher noch nicht allzu üppig. Aber auch das bessert sich nun von Monat zu Monat, wie Christoph Lensch schildert: „Gerade ganz frisch ist zum Beispiel das iPhone 12 auf den Markt gekommen. Da kommen sehr viele neue Kunden dazu, die 5G nutzen werden. Und das bringt uns neue Erkenntnisse und neue Punkte, wo es noch nicht optimal läuft.“ Auch aktualisierte Software-Versionen von Handyherstellern und von Netzwerkausrüstern sorgen für immer bessere Performance.

Und auch die Netzoptimierer der Telekom haben noch viele Pläne in Sachen 5G, so Experte Lensch: „Wir haben beispielsweise auf der Agenda, dass wir für die Endgeräte in Sachen Batterie etwas tun wollen. Da werden dann Features aktiviert, dass das Gerät nicht mehr ständig horchen muss, ob gerade Daten bereitstehen.“ Stattdessen soll ein Smartphone nur noch punktuell aus dem Schlafmodus aufwachen, um nach neuen Daten zu suchen. Das schont den Akku und sorgt für noch längere Laufzeiten. Mit solchen Ideen und Updates wird 5G immer leistungsfähiger. Das Mobilfunk-Kind lernt laufen!
 

Theorie in der Praxis angewandt - wir haben uns das Messfahrzeug im Video mal genauer angeschaut.

20201222_Anchoring_2_thumb
Mann vor einer Schautafel

Blog.Telekom

Marion Kessing

2 Kommentare

4G und 5G im Huckepack: Das optimale Mobilfunknetz

Das Handy ist wie jeder Mensch. Es braucht einen Halt. Einen Fixpunkt. Eine Ankerzelle. Warum das so ist und wie wir das sicherstellen, lassen wir uns erklären – ausführlich.

FAQ